brennendes Auto

Aggressiver Aktivismus – Alles für die Agenda?

So viele Menschen haben heutzutage eine Agenda. Es geht um Naturschutz, die Verhinderung des Klimawandels, gleiche Rechte für alle Menschen, größeres Tierwohl etc. Manche halten die eine Agenda für wichtiger, manche die andere. Obwohl vielen all diese Dinge am Herzen liegen, haben die meisten sicher schon mindestens ein Mal im Leben die Augen verdreht, wenn ihnen ungefragt ein Video mit Tierquälerei gezeigt wurde oder sich jemand an die Straße geklebt hat. Wie sonst kann aber Aktivismus funktionieren, wenn er nicht provoziert? Wie aufdringlich und radikal muss Aktivismus sein?

Neuerdings wurden von Klimaaktivisten Bahngleise und eine Brücke am Hamburger Hafen blockiert. Als die Polizei die Blockade auflösen wollte, wurden die Beamten laut Polizeisprecher mit Pfefferspray angegriffen. Man könnte sich fragen, ob so ein Verhalten überhaupt noch etwas mit der Durchsetzung der Agenda Klimaschutz zu tun hat. Andererseits wurde Aufsehen erregt und der Vorfall steht in den Zeitungen. Jedoch ist fairerweise zu erwähnen, dass es in jeder größeren Bewegung auch immer radikale Gruppierungen gibt, die sich der Bewegung anschließen und denen es nicht nur um die Agenda der Bewegung geht.

Aktivismus früher und heute

Denkt man beispielsweise an die Suffragetten Bewegung in England vor über 100 Jahren, fällt auf: Aggressiver Aktivismus ist nicht ganz neu oder ein Trend der Jugendlichen von heute. Als „Suffragetten“ bezeichnet man Frauen, die in England ab 1898 vor allem für das Wahlrecht der Frauen kämpften. Weil sich lange nichts tat, begann die Bewegung damit Fenster einzuwerfen oder Briefkästen anzuzünden, um auf sich aufmerksam zu machen. „Taten statt Worte“ wurde das Motto. Emily Wilding Davison starb schließlich 1913 für die Agenda, als sie sich im Epsom Derby vor das Rennpferd des Königs warf – mit einer Suffragetten-Flagge in der Hand. Der Vorfall war in jeder Zeitung. So erlangte die Bewegung weltweite Bekanntheit und immer mehr Anschluss. Das hart erkämpfte politische Wahlrecht der Frauen kam in England jedoch erst 1928.

Frustration und Ziviler Ungehorsam

Wird ein bestimmter Schwellenwert bei der Erderwärmung überschritten, wird ein unumkehrbarer, unaufhaltsamer Klimawandel in Gang gesetzt, der zum Beispiel in Europa zu immer häufigeren Hitzewellen, Waldbränden und Dürren führt. Gleichzeitig kommt es zu Überschwemmungen. Mit manchen Folgen der Erderwärmung müssen wir schon jetzt leben, Menschen, Tieren und Pflanzen wird durch aktuelle Umweltkatastrophen bereits der Lebensraum entzogen. Umso frustrierender ist es für die Klimabewegung, dass der Umweltschutz von der Politik mit so viel Faulheit angegangen wird. Manche Stimmen halten daher eine Störung der öffentlichen Ordnung für legitim, um durch zivilen Ungehorsam die Aufmerksamkeit der Politik zu erregen.

Hass oder Aufklärung

Aktivismus darf nicht darauf hinauslaufen, dass mehr Hass verbreitet wird, als Informationen und Austausch zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist ein Umdenken der Gesellschaft in vielerlei Hinsicht. Dies geht aber leider häufig nicht über Nacht. Unterschiedliche Meinungen entstehen auch durch unterschiedliche Prioritäten. Verschiedene Generationen erleben verschiedene Krisen und Konflikte. Genauso wie verschiedene Gesellschaftsschichten mit unterschiedlichen Problemen kämpfen. Dies prägt auch die Wahrnehmung der Krisen. Um Probleme zu bewältigen, müssen Menschen diese zuerst selbst als Problem wahrnehmen. Zwar ist Aufmerksamkeit dabei wichtig, aber es muss auch ein Raum für eine Diskussion und unterschiedliche Meinungen, ohne Aggression und Vorurteile geschaffen werden. Viele Menschen kann man erreichen, wenn sie sich nicht verurteilt fühlen und es gelingt, dass sie zuhören.

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Bildquelle: Unsplash, CCO-Lizenz