Atomkraft

Not my Taxonomy: Der grüne Stempel für fossile Energien?

Die Mehrheit im EU-Parlament hat am 6.07.2022 entschieden, dass Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich eingestuft werden können. Eine Entscheidung, die insbesondere für Unternehmen relevant ist, weil weiterhin in Atomkraft investiert werden darf und weniger Abgaben gezahlt werden müssen. Deutschland möchte die Gas- und Atomkraftwerke vor allem als Übergang zu einer klimafreundlichen Energie nutzen, ohne in die Notlage einer Energieknappheit zu kommen.

Auch die Stromproduktion mit Solarpanels, Wasserkraft und Windkraft wurde bereits als klimafreundlich eingestuft. Doch wie „grün“ sind diese Energien wirklich? Stellt die Entscheidung des Parlaments über die Gas- und Atomkraftwerke einen „Etikettenschwindel“ dar?

Was sind „grüne Energien“?

„Grüne Energien“ sollen in erster Linie die fossilen Brennstoffe (Kohle, Torf, Erdgas, Erdöl) ersetzen. Sie sind nachhaltig, erneuerbar und klimafreundlich („klimaneutral“), es gibt also kein begrenztes Vorkommen wie bei den fossilen Brennstoffen, die nach wissenschaftlichen Schätzungen nur noch etwa 100 Jahre ausreichen. Darüber hinaus treiben sie den Klimawandel nicht weiter voran. Ganz im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen. Diese können zwar kostengünstig abgebaut werden, jedoch wird bei ihrer Verbrennung CO2 freigesetzt, welches das Klima stark belastet.

Wie „klimafreundlich“ sind Atomkraftwerke?

Auch bei der Atomkraft entstehen keine giftigen Emissionen, sondern nur Wasserdampf. Aus diesem Grund stufen viele Befürworter von Atomkraft diese Energie als nachhaltig und klimaneutral ein. Insbesondere Frankreich sieht in der Nutzung von solchen Kraftwerken den Schlüssel für eine CO2-freie Wirtschaft. Auch die Kosten und der Platzbedarf für Atomkraftwerke sind überschaubar und es werden konstant und planbar große Mengen an Strom geliefert.
Gegner der Atomkraft wenden ein, dass der „Atommüll“ zurückbleibt und zu hohe Unfallrisiken bestehen. Bei Funktionsstörungen, Naturkatastrophen wie Erdbeben oder aber Terroranschlägen, stellen die Kraftwerke eine große Gefahr dar, wie die Reaktorkatastrophen in Tschernobyl oder Fukushima gezeigt haben. Im Falle einer solchen Katastrophe kommt es zu verheerenden, langanhaltenden und unumkehrbaren Folgen für die Menschen, deren Nachkommen und die Umwelt im betroffenen Gebiet.

Auch der radioaktive Abfall ist ein großes Problem. Denn dieser braucht Jahrhunderte, bis er keine gefährliche Strahlung mehr abgibt und muss für diese Dauer über Generationen hinweg gelagert werden. Eine Lösung für diese Problematik gibt es bisher jedoch nicht. Weitere Nachteile sind, dass Atomkraftwerke ein Ablaufdatum haben und in bestimmten Abständen neu gebaut werden müssen, wodurch immer wieder Kosten entstehen. Auch sind die Uran-Vorkommen begrenzt und werden irgendwann ausgeschöpft sein, damit kann man die Bezeichnung der Atomkraft als „nachhaltig“ durchaus hinterfragen. Zusätzlich sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass ein Missbrauch von Nuklearenergie durch Rüstungsindustrien (trotz internationaler Verträge) nicht ausgeschlossen werden kann.