Das Schöne am Älterwerden

Als Kind wünschen wir uns nichts sehnlicher, als endlich erwachsen zu sein. Auf dem Weg dorthin machen wir eine turbulente Zeit durch und sind wir es dann schließlich, sieht man oft nur noch die Probleme, die damit einhergehen. Die Verantwortung, ein Berg voll Arbeit und ein älter werdendes Gesicht. Wir wünschen uns in die Zeit zurück, als noch alles so schön unkompliziert gewesen ist, wo alles leicht und unbesorgt war. Dabei hat das Älterwerden auf seine ganz eigene Art etwas Beruhigendes und Schönes.

Mit dem Erwachsensein wächst zwar die Verantwortung, aber man ist auch um so vieles freier. Man kann selbst entscheiden, was man wann und wie oft macht.

Abgesehen vom Offensichtlichen scheint sich aber vor allem in der eigenen Psychologie noch einmal alles umzukehren. Empfand man sich als Jugendlicher immer als ein bisschen zu dick und hatte immer etwas an sich selbst auszusetzen, zuckt man heute mit den Achseln. Ja mei, wen`s stört, kann ja wegschauen!

Mit dem Älterwerden steigt die Selbstakzeptanz

Habe ich früher (aus heutiger Sicht, vollkommen grundlos!) Stunden vor dem Spiegel gestanden und mich mit jeder Sekunde schlechter gefühlt, lächelt mir heute mein Spiegelbild zurück. Ich finde es schade, dass ich das nicht schon früher habe sehen können. Nämlich, dass ich genau so richtig bin, wie ich bin. Es hätte mir viel Stress und Tränen erspart, hätte ich mich nicht so lange Zeit von anderen Leuten und ihren Lästereien verunsichern lassen. Aber ging es uns nicht allen so?

Mit der Zeit wird einem allmählich klar, was man eigentlich schon immer weiß – niemand, wirklich niemand ist perfekt. Und das ist auch gut so, es wäre sonst ja auch irgendwie langweilig. Mittlerweile hat man sich mit den eigenen Makeln abgefunden, oder in ihnen vielleicht sogar eine Stärke entdeckt. 

Mit dem Älterwerden steigt die Selbstsicherheit

Je älter man wird, desto lockerer scheint man gewisse Umstände zu sehen. Man kennt immer besser seinen Platz in der Welt und weiß genau, was sich ändern lässt und was nicht. Ist man als Heranwachsender noch beständig auf der Suche nach sich selbst, scheint man das, je älter man wird, immer mehr herausgefunden zu haben.

Das schließt selbstverständlich nicht aus, dass man sich von nun an nicht mehr verändert, oder keine Krisen durchlebt und natürlich bleiben gewisse Unsicherheiten bestehen oder es entstehen gar neue. Doch im Großen und Ganzen habe ich schon das Gefühl, dass man besser darin wird, zu wissen, was man will und was nicht.

…Man scheint vieles lockerer zu sehen.

…Man steigert sich nicht mehr so sehr in Kleinigkeiten rein und geht mit Problemen gelassener um. Ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass alles wieder gut geworden ist.

…Man lässt sich nicht mehr alles gefallen und traut sich, Raum einzunehmen.

Kommt Zeit, kommt Gelassenheit

Jedes Alter hat seine ganz besonderen und einmaligen Momente, Sonnenstunden und solche Tage, an denen man verzweifelt. Doch es wäre schade, im Älterwerden nur das Ablaufen der Zeit zu sehen, das Alternde und die damit einhergehende sinkende Vitalität. Dabei hat das Älterwerden genauso seine Berechtigung.

Und ist man am Ende nicht immer so alt, wie man sich fühlt? Man kann in jedem beliebigen Alter jung geblieben sein. Im besten Fall erhält man sich die Vitalität und Lebenslust, die vor allem den jungen Leuten zugesprochen werden und genießt zugleich die Gelassenheit und die Gefestigtheit des Erwachsenwerdens.

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Bildquelle: Pexels; CC0-Lizenz