Demonstrationsplakat: Safe + Legal Abortion = Pro-Life

Illegale Abtreibungen: Sind Abtreibungsverbote „Pro Life“? 

Im folgenden Artikel geht es unter anderem um gefährliche Abtreibungsmethoden. Sollten diese Inhalte dich belasten, lies gerne einen unserer anderen Artikel.


Was sind eigentlich die realen Folgen eines Abtreibungsverbotes? Verhindert ein staatliches Abtreibungsverbot Abtreibungen?

Der US Supreme Court hat die USA vor kurzem – entgegen dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung – Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit befördert. Die Rechtsprechung zum Abtreibungsverbot wird medizinisch eingeleitete Schwangerschaftsabbrüche in vielen Staaten nahezu uneingeschränkt verbieten. Daher bietet sich die Gelegenheit einmal die praktischen Folgen eines solchen Verbotes in den Blick zu nehmen.

Allgemeines

Doch was nützt diese Debatte um ein Verbot, wenn die Durchführung der Abtreibung defacto nie verhindert werden kann? Eingriffe in den eigenen Körper lassen sich staatlich schwer regulieren. Auch „Pro-Lifers“ können sich wohl kaum für eine Illegalisierung einsetzen, wenn das Ziel – das Überleben ungeborener Kinder – dadurch nicht erreicht wird.

In einigen Ländern sind Abtreibungen illegal und werden unter Strafe gestellt. Kaum ein Thema ist so umstritten wie die immerwährende, grundlegende „Pro-Life vs. Pro-Choice“ Debatte, die den gesellschaftlichen Meinungsstand zu Abtreibungsverboten wiedergibt. Für Pro-Life-Vertreter ist das Leben des ungeborenen Kindes ein geschütztes und wesentliches Gut, Pro-Choice-Vertreter argumentieren dagegen mit dem Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Es gibt eine Menge Argumente auf beiden Seiten, häufig spielt auch Religion eine Rolle. Für viele ist es eine moralische und sehr persönliche Frage.

Tatsächliche Folgen

Belege aus anderen Ländern zeigen, dass ein erschwerter Zugang zu Abtreibungen nicht die tatsächlichen Zahlen der Abtreibungen verringert. Das bedeutet, dass in einem Land, in dem Abtreibungen illegal sind, trotzdem weiter abgetrieben wird. Häufig sind sogar mehr Abtreibungen notwendig, da es in vielen solcher Länder am Zugang zu Verhütungsmitteln, den notwendigen Informationen und der Sexualaufklärung mangelt. Für viele Menschen sind Abtreibungen zwar ein Tabuthema, dennoch finden diese statt. Dann wird die Behandlung nicht in einer professionellen Einrichtung mit adäquater medizinischer Versorgung durchgeführt, sondern illegal und unhygienisch von unqualifizierten Dritten oder von der schwangeren Person selbst. Viele Frauen verletzen sich selbst schwer, wenn aus Verzweiflung ein Schwangerschaftsabbruch durch die Einführung spitzer Gegenstände, wie einem Kleiderbügel, eingeleitet werden soll. Auch wird teilweise zu giftigen Mitteln gegriffen, die zu einer Fehlgeburt führen sollen. Risiken einer unsicheren Abtreibung sind dann unvollständige Abtreibungen (das Schwangerschaftsgewebe wird nicht vollständig aus der Gebärmutter entfernt), Infektionen, Uterus-Verletzungen, Schäden an Genitalien und inneren Organen und die Gefahr zu verbluten.

Allerdings gibt es gemeinnützige Organisationen, die ungewollt schwangeren Frauen Abtreibungspillen vermitteln können. Eine medizinische Abtreibung mit Tabletten ist laut WHO bis zur zwölften Schwangerschaftswoche sicher. Daher ist es wichtig, dass über sichere Abtreibungsmethoden informiert wird und ein Zugang ohne Stigmatisierung und Verurteilung geschaffen wird.

Folgen in den USA

In einigen Staaten geht das Abtreibungsverbot zum Äußersten. In Wisconsin trat wieder ein Gesetz von 1849 in Kraft, das Abtreibungen auch bei Inzest und Vergewaltigung verbietet und nur zulässt, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. Auch müssen sich nun Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, in mehreren Staaten vor den Strafverfolgungsbehörden dafür rechtfertigen, unter welchen Umständen die Fehlgeburt erfolgte. Wie kann es sein, dass einer jungen Frau, die nach einer Vergewaltigung eine Abtreibung durchführen möchte, eine höhere Strafe drohen kann als dem Vergewaltiger selbst?