Freunde

Eine Idee Liebe: Freundeskreise verbinden

Die romantische Liebe ist zum Kitt unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?

Verliebte Menschen sind schon eine komische Spezies. Den einen Tag schwärmen sie dir noch bei einer Tasse Kaffee von diesem süßen Typen vor, den sie letzte Woche bei Tinder gematched haben und am nächsten Tag sind sie nicht mehr auffindbar. Nahezu vom Erdboden verschluckt. Und kurz bevor du schon eine polizeiliche Fahndung veranlassen willst, tauchen die ersten Pärchenbilder auf Instagram auf.

Herzen fluten deinen Feed und alles wird plötzlich widerlich harmonisch. Während du und der restliche Freundeskreis euch weiterhin zum Feiern oder Bouldern trefft, verbringt das frisch gebackene Paar die Sonntage lieber im Bett oder ist Samstags schon früh auf dem Markt, weil es da doch immer diese großartigen Croissants gibt.

Das Bermudadreieck der Beziehung

Zwar macht man sich als Single oder Teil einer Langzeitbeziehung häufig lustig über diese frisch verliebten Paare mit den leuchtenden Augen, aber man hat auch eine Menge Nachsicht, denn man weiß ja meist selbst, wie schön diese Anfangszeit ist und wie sehr man die neugewonnene Zweisamkeit genießt. Doch meistens, nach drei bis sechs Monaten des Einigelns und Abschottens, werden die Lebenszeichen wieder mehr. Und nun beginnt für alle Seiten die eigentlich wirklich spannende Frage. Denn während der Freundeskreis geduldig auf die Rückkehr wartete, machte sich der oder die Verliebte ganz andere Sorgen.

Jeder, der diese Phase schon mal durchlebt hat, der weiß, wie schwierig es sein kann als Teil eines Paares in den Freundkreis zurückzukehren. War man zuvor beispielsweise überzeugter Single und Meister der One-Night-Stands, hat man nicht nur Angst vor den Sprüchen, die auf einen warten könnten, sondern auch davor, dass der so mühselig aufgebaute erste Eindruck beim Partner oder der Partnerin empfindliche Risse bekommen könnte. Denn die Freunde des Partners kennenzulernen, bedeutet immer auch der Vergangenheit Raum in der noch so jungen Beziehung zu geben. Und da gibt es schließlich in jedem Freundeskreis so einige heikle Themen. Das kann bei der Dating-Vergangenheit des Partners anfangen: „Ach weißt du noch, die eine die er mal mitgebacht hat…“, sich über Insider-Witze erstrecken und in gemeinsamen Geschichten über Urlaube und Geburtstagsfeiern enden.

Schließlich ist man mit Mitte 20 selten noch ein unbeschriebenes Blatt und nirgendwo wird einem so sehr vor Augen geführt, dass man den Angebeteten doch nicht so gut kennt wie gedacht, als in dessen Freundeskreis. Das Ding mit den Freundeskreisen ist nämlich häufig, dass diese eine eingeschworene Gemeinschaft darstellen. Sie sind gegenseitige Ratgeber, Familienersatz, die Schulter zum Ausheulen und die besten Begleiter auf Festivals. Freunde sind diejenigen, die wirklich etwas zu sagen haben und vor denen man sich häufig noch eher rechtfertigen muss als vor der eigenen Mutter. Sie wissen, wie man sich verhält, wenn man den ein oder anderen Drink zu viel hatte und unter welchem Blumentopf der Zweitschlüssel liegt. Sie haben persönlich den Tag miterlebt, als der Partner herausfand, dass er eine Walnussallergie hat und wenn man wirklich schon richtig lange befreundet ist, dann hat man gemeinsam schon mindestens drei echt gute Startup-Ideen gehabt und einen halben Autounfall kurz nach der Führerscheinprüfung.

Kurzum: Die Freunde wissen häufig sehr viel mehr über den Partner als man selbst und nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie nach ihrer Meinung über die/ den neue*n Partner*in gefragt werden.