Freunde

Eine Idee Liebe: Freundeskreise verbinden

Von der besten Seite

Kein Wunder also, dass man auch als „der/ die Neue“ einen guten ersten Eindruck machen will. Offizielle Vorstellungsrunden bei den besten Freunden lösen oft genauso viel Nervosität aus wie erste Dates. Was zieht man an? Wie hieß nochmal die Katze von Jonas? Wo wohnt Lars gleich nochmal? Man möchte sich auf keinen Fall blamieren und geht vorher dann vielleicht doch lieber nochmal zum Friseur. Sicher ist sicher.

So viel Stress auf einmal. Und das, obwohl bei so einem Kennenlernen Personen aufeinandertreffen, die offensichtlich alle einen besonderen Patz im Herzen eines liebenswerten Menschen einnehmen. Wäre es nicht viel sinnvoller, anstatt eines großen Kennenlernens lieber mehrere spontane kleine Treffen zu vereinbaren? „Auf jeden Fall“, meint auch Dr. Rouven Gehr. Er ist Paartherapeut in Leipzig und hat schon vor längerer Zeit festgestellt, dass die Einführung eines neuen Partners oder einer neuen Partnerin in einen bestehenden Freundeskreis schnell zum Problem werden kann. Man solle beide Seiten nicht überfordern und den Kontakt im Zweifelsfall lieber in kleineren Gruppen aufbauen. Das Mitbringen des neuen Partners zum Klassentreffen als Erstkontakt sei dementsprechend weder ratsam noch hilfreich. Viel sinnvoller sei es, die/den neuen Partner*in zunächst einem oder zwei sehr engen Freunden vorzustellen und sich dann langsam vorzuarbeiten. Gleiches gilt übrigens auch für den Erstkontakt mit der jeweiligen Familie.

Der Unterschied scheint hier nur zu sein, dass es für viele Paare weniger problematisch ist, wenn man mit der Familie nicht so gut klarkommt. Denn hier greift für viele der Satz: „Familie kann man sich nicht aussuchen, Freunde schon.“ Wenn Tante Erna also einen dummen Spruch bringt, ist dieser besser zu verkraften als eine Spitze des besten Freunds.

Aber was, wenn es wirklich gar nicht passt?

Muss man die Freunde des Partners immer mögen? „Nein“, findet Marga Bielesch, Paartherapeutin aus Weimar. Schließlich entscheidet man sich in einer Beziehung für eine Person und nicht für den gesamten Anhang. Es ist dementsprechend keine Schande sich einzugestehen, dass man lieber zwei getrennte Freundeskreise aufrechterhalten will und sich einen gemeinsamen Freundeskreis zusammen aufbaut. Dies ist sowieso ein Konzept, welches für viele, gerade junge Paare, sehr gut funktioniert. Denn insbesondere dann, wenn der eigene Freundeskreis vor allem aus Singles besteht, kann es für frisch Verliebte problematisch werden eine Basis zu finden. Auch die Art der Freundschaft macht einen Unterschied.

Bevor man einen Partner oder eine Partnerin vorstellt, sollte man sich deshalb immer fragen: „Worauf beruht unsere Freundschaft?“ Kann man guten Gewissens sagen, dass man sich schon richtig lange kennt und viele Phasen des Lebens miteinander durchgemacht hat? Dann stehen die Chancen oft gut, dass auch der/die neue Partner*in leicht integrierbar ist. Basiert die Freundschaft jedoch nur auf einem bestimmten Aspekt der eigenen Persönlichkeit (gemeinsame Skiurlaube mit den Jungs, feiern gehen am Freitagabend, Dinner-Dates mit den Mädels vom Hiphop) muss der neue Freund oder die neue Freundin nicht unbedingt integriert werden. Natürlich sollte man die Beziehung auch nicht verstecken, aber manchmal reicht es eben auch, wenn die Freunde wissen, dass es da jemand neues gibt.

That being said

Ich will damit nicht sagen, dass Freundschaften sich durch die neue Beziehung nicht auch verändern können. Vielleicht geht man mit dem Kumpel vom Bouldern und seiner Freundin plötzlich gerne Brunchen oder die Mitspielerin vom Handball und die neue Freundin verstehen sich blendend und man macht auf einmal gerne Dinge außerhalb vom Sport zusammen. Freundschaften sind nie statisch, sondern sollten immer als fluide Konstrukte angesehen werden, die sich nicht nur mit er Zeit, sondern eben auch mit der neuen Beziehung wandeln. Nur eins ist nie eine Option: Die/den neue*n Partner*in verstecken. Niemand ist gerne ein Geheimnis!

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Bildquelle: Los Muertos Crew von Pexels; CC0-Lizenz