
AJs Adventure: Die Reise mit dem Oldtimer geht weiter
Leben und leben lassen auf einem neuen Level
Rumänien ist überraschend anders. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, wie die christlich-europäische und muslimisch-asiatische Kultur aufeinander treffen. Es ist irgendwie fließender als erwartet. Rumänien hat beispielsweise erste Züge der asiatischen Autofahrkunst. Die ersten 50km nach der Grenze fuhr ich bei jedem 30km/h-Schild auch etwa 30km/h. Das ist wohl der regelbewusste Deutsche in mir. Die Schilder schienen aber niemanden zu interessieren, außer mich. Ich beschloss einem Einheimischen einfach hinterherzufahren. Gleicher Abstand, gleiche Geschwindigkeit. Der wird schon wissen, wie schnell man an einem 30km/h-Schild vorbeifahren darf. Das nächste Auto überholte mich. Ich drückte aufs Gas, jetzt hieß es dran bleiben. Oskar beschleunigte seine 2,5 Tonnen, der 34 Jahre alte Motor drehte hoch. Der Audi vor mir entfernte sich. Ich peitschte die 90 Pferde in meinem Motor bis zum Anschlag. Dann kam eine Linkskurve. Die alten Blattfedern auf der rechten Seite gaben nach, das Auto geriet in Schieflage. Ich musste mich an der Tür fest krallen, um nicht aus meinem Sitz zu rutschen und bremste, damit Oskar nicht umfiel. Der Wagen stabilisierte sich, die Plattfedern knarzten zurück in die Ausgangssituation, die Kurve war zu Ende, der Audi verschwand hinter der nächsten Kurve. Ein Blick auf den Tacho: 90km/h, man sollte hier eigentlich nur 30 fahren. Das nächste Auto überholte mich. Zu diesem Zeitpunkt lernte ich: die Schilder waren egal. Ich fuhr an zuggesprayten Blitzern vorbei. Leben und leben lassen auf einem anderen Level. Rumänien ist toll, es hat die Freiheit, die ich sonst nur aus Asien kenne, es ist auch das erste Land in dem das Wildcampen erlaubt ist, die Leute sind an Gastfreundschaft und Freundlichkeit fast nicht zu übertreffen und das Internet ist durchschnittlich schneller als in Deutschland. Aber das ist für uns ja auch noch Neuland.
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Hinter mir liegen nun 2.300 Kilometer, eine Gehirnerschütterung, eine besondere Begegnung mit einem Gleichgesinnten und die Erkenntnis, dass Deutschland nicht immer das fortschrittliche Land ist, das es vorgibt zu sein. Manchmal muss man doch weiter weg fahren, um das zu finden, was man sucht. Habe ich mir die Reise so in meinem Traum vorgestellt? Nicht unbedingt, aber dennoch hat es sich schon jetzt gelohnt, diesen Schritt zu gehen. Und ich werde meine Reise fortsetzen und freue mich schon jetzt euch von meinen kommenden Abenteuern zu erzählen. Ihr könnt mir auf Facebook, Instagram und YouTube folgen oder wartet einfach bis zum nächsten Artikel auf ZEITjUNG.
Servus!
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Text, Photos und Videos von Aljoscha Gleser, Lektorin Madita Titgen