Stutenbissigkeit: Frauen konkurrieren im Job

Stutenbissigkeit: Warum das Patriarchat schuld am alten Klischee ist

„Stutenbissigkeit“ soll ein Konkurrenzverhalten zwischen Frauen beschreiben, vor allem im Beruf. Stutenbissige Frauen gönnen der „Konkurrentin“ nichts und versuchen auf intrigante Weise, der anderen zu schaden.

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte der Autorin.

Doch woher stammt die Tiermetapher „Stutenbissigkeit“ eigentlich? Im Gebrauch ist sie seit dem 16. Jahrhundert, da bezeichnete man zänkische Frauen als „Bissgurren“. Wie nostalgisch, dass wir immer noch misogyne Begriffe aus Zeiten der Hexenverfolgung im täglichen Sprachgebrauch haben!

Eine Erklärung für dieses Verhalten könnte der Fakt sein, dass man Frauen seit jeher gegeneinander ausspielt. Es ist immer das junge hübsche Mädchen gegen die böse Stiefmutter oder die naive Träumerin gegen die selbstbestimmte Powerfrau. Gewinnen kann dabei nur eine und wer die Gewinnerin ist, wird von den Eigenschaften bestimmt, die besser in ein von Männern erschaffenes Bild passen.

Wenn der Arbeitsalltag zum Wettbewerb wird

Dass beispielsweise am Arbeitsplatz ein Konkurrenzkampf zwischen Frauen stattfindet, möchte ich gar nicht abstreiten. Aber der Grund dafür sind doch patriarchale Strukturen. In männerdominierten Branchen darf es vielleicht einen Quoten-Girlboss geben, aber da ist dann auch wirklich Schluss. Und dieser Quoten-Girlboss sollte dann möglichst mit als männlich erachteten Eigenschaften bestückt sein. Arbeitswütig, ehrgeizig und mit einer „In dieser Stadt ist nur Platz für eine von uns“-Mentalität. Zeigt man nicht, dass man den Platz an der Spitze um jeden Preis will, kann man sich den Aufstieg auf der Karriereleiter als Frau abschminken.

Es ist auch ein schmaler Grat, den Male-Gaze-Vorgaben im Büro zu entsprechen. Nicht zu hübsch, dann wird man nicht ernst genommen. Nicht zu hässlich, dann wird man nicht wahrgenommen. So wird das Gefühl, mit anderen Frauen konkurrieren zu müssen, noch bestärkt. Hinzukommend wurden 68% der Frauen am Arbeitsplatz schon einmal sexuell belästigt – das führt natürlich auch zu dem Wunsch, lieber auf Seiten der männlichen Kollegen mitzuspielen. In der Hoffnung, dass der Fokus statt auf dem Hinterteil dann auf der erbrachten Leistung liegt, sobald man sich genügend Respekt erarbeitet hat. Denn als Frau hat man oft das Gefühl, dass man sich immer extra beweisen muss. Auch wenn man das Gleiche leistet, scheint es oft nicht auszureichen.

Vermeintlich konkurrierende Frauen außerhalb des Büros

Auch außerhalb des Arbeitsplatzes wird versucht, Frauen gegeneinander in den Ring zu schicken. Zurzeit sammeln sich auf TikTok und Instagram Videos, die die angebliche Rivalität zwischen Selena Gomez und Hailey Bieber thematisieren. Selena war jahrelang mit Justin Bieber zusammen, Hailey ist jetzt seine Ehefrau. Aufgrund einer vermeintlichen Konkurrenz um den Sänger posten Fans Videos, in denen die jeweils andere schlecht dargestellt wird. In Vergessenheit dabei gerät, dass Justin Bieber in diesem Fall das eigentliche Problem ist. Denn dieser hat die eine betrogen und die andere öffentlich immer wieder gedemütigt. Dass um so ein Verhalten gebuhlt werden soll, ist an sich schon ein falsches Narrativ.

Anstatt dieses veraltete Klischee zu bedienen, sollte man sich, bevor man zum Biss ansetzt, die unzähligen erfolgreichen Frauen vor Augen halten. Und auch die unzähligen privilegierten Männer, die ihren Posten nur aus dem Grund haben, dass sie eben privilegierte Männer sind. Bissigkeit kann an einigen Stellen nämlich sogar erforderlich sein. Wenn man in Gehaltsverhandlungen genauso viel Geld wie sein männlicher Kollege einfordert oder sich gegen sexistische Bemerkungen wehren muss.

Ehrgeiz und Disziplin sind ja auch wahrlich keine schlechten Eigenschaften, die man jetzt aus feministischen Gründen ablegen sollte. Aber sie würden doch viel besser in einem gesunden Arbeitsklima fruchten. Immerhin sind zwei ambitiöse Frauen immer besser als eine!

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Bildquelle: Foto von Vlada Karpovich via Pexels (zugeschnitten); CC0-Lizenz