Alltagsrassismus im deutschen Fernsehen – und alle schauen weg

 Dass dies nicht das Essen ist, was er auch kochen kann oder will, macht Kahraman Celik oft genug klar:

„Das will ich nicht, das bin ich nicht. Ich bin Koch, ich bin deutscher Koch und ich will hier die deutsche Küche und bisschen was aus dem Amerikanischen, das war mein Gedanke.“

Kahraman Celik

„Zeig doch mal, dass du Türke bist!“

Der Familie bleiben also genau zwei Optionen: Entweder sie zeigt sich nach außen hin türkisch (egal, ob sie sich wirklich so fühlt oder nicht) oder sie macht den Laden dicht. Das Ganze wird auch noch so inszeniert, als wäre es etwas Großartiges. So, als wäre es nötig gewesen, Kahraman Celik zu seinem „inneren Türken“ finden zu lassen, damit diese Geschichte doch noch ein gutes Ende nimmt. Deutsch dürfen sie ruhig sein, bloß nicht zu deutsch! Sonst sind die Bio-Deutschen am Ende noch verwirrt und wissen nicht, was sie tun sollen.

Und das alles passiert noch dazu vor laufender Kamera! Kahraman Celik und seine Familie werden hier komplett auf ihr Aussehen und ihre Herkunftsgeschichte reduziert und wir sollen glauben, dass das der richtige Weg sei: Dass es nicht „authentisch“ sei, wenn eine in Deutschland lebende türkisch gelesene Person deutsches Essen zubereitet. Dass das eigene Gefühl oder die eigenen Interessen egal sind, weil wir vor allem nach dem Äußeren beurteilt werden. Anstatt Alltagsrassismus anzugehen, wird dieser akzeptiert und reproduziert.

Immer wieder beklagen sich Menschen mit Migrationshintergrund darüber, dass sie nie als deutsche Mitbürger*innen angesehen werden. Dabei ist ganz egal, wie lange sie hier leben, wie sehr sie sich auch integrieren wollen oder bereits integriert haben. Dass so eine Sendung ohne Probleme zur Prime Time und noch dazu auf einem großen deutschen Sender laufen kann, zeigt nicht nur ein mangelndes Verständnis für die Diskriminierung vor der Kamera und im Alltag. Es zeigt auch, wie unsichtbar dieses Problem in den Augen vieler ist: Kritik am Verhalten von Frank Rosin und Kabel Eins fand schon damals höchstens in diversen Kommentarspalten statt und die kritische Episode ist noch heute im TV und auf YouTube einsehbar.

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Bildquelle: Mikhail Nilov via Pexels