Amazon Twitter Bewertung

Wie Amazon versucht, seinen schlechten Ruf zu retten

Seit Jahren steht der Online-Versandhändler Amazon in der Kritik, seine Mitarbeiter unter schlechten Arbeitsbedingungen zu beschäftigen. Nun versuchte der Liefergigant, sich seines schlechten Rufes mit Hilfe einer Twitter-Aktion zu entledigen. Dabei sollten sich Angestellte des Unternehmens ausschließlich positiv über die Arbeit bei Amazon äußern – und das ging ordentlich nach hinten los.

 

Uniforme Accounts, Uniforme Meinungen

 

Angesichts der schlechten Mitarbeiterbewertungen hat Amazon jetzt relativ merkwürdige Geschosse aufgefahren, um sich von dem anhaftenden schlechten Ruf zu befreien. Demnach sollen Angestellte des Unternehmens als Botschafter rekrutiert und damit beaufragt worden sein, sich auf Twitter positiv über die Firma und die vorherrschenden Arbeitsbedingungen zu äußern. Das Bizarre an der Sache: Alle Profile der auserkorenen 14 Mitarbeiter ähneln sich auf frappierende Weise und haben zum Beispiel das Amazon-Lächeln als Hintergrundbild. Während auch die Profilbilder größtenteils Tiere zeigen, sind die angegebenen Biografien ebenso relativ übereinstimmend und geben beispielsweise Auskunft über den Jobtitel, den Standort des Lagers und die Länge des Angestelltenverhältnisses. Außerdem tragen alle Accounts den Zusatz „FC Ambassador“, wobei FC für Fulfillment Center steht und wurden im August 2018 angelegt.

 

Amazon Twitter Bewertung

 

Roboter-Armee?

 

Doch nicht nur die uniformen und eher unpersönlichen Profile, sondern auch die einheitlichen Meinungen haben bei aufmerksamen Twitterern für Stirnrunzeln gesorgt und Gerüchte, dass sich hinter den Accounts Roboter verbergen, losgetreten. So ist es auffällig, dass die Botschafter vor allem auf negative Tweets eingehen, die die Arbeitsumstände anprangern, und diese dann durch positive Erfahrungsberichte relativieren. Laut ihren Aussagen wären angesprochene Missstände wie schlechte Gehälter, keine Toilettenpausen und wenig abwechslungsreiche Arbeit ein Mythos. Stattdessen erwähnen sie im gleichen Atemzug, dass Amazon-Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Einzelhändlern zum Beispiel 30% mehr Geld verdienen und außerdem von diversen Versicherungs-Vorteilen profitieren.

 

 

 

Weltweit schlechte Arbeitsbedingungen

 

Schon seit mehreren Jahren werden die weltweit suboptimalen Arbeitsbedingungen bei Amazon kritisiert. Mitarbeitern zufolge ist die Arbeit physisch anstrengend und monton, während ständiger Druck sowie strenge Kontrollen vorherrschen und manchmal sogar Toilettenpausen verweigert werden. Obwohl dies keine Neuigkeiten sind, kommen in regelmäßigen Abständen neue unschöne Details über die Arbeit bei Amazon zu Tage, die den Liefergiganten oft in Erklärungsnot bringen. Derartige euphemisierende Schönwetter-Aktionen wie auf Twitter kann sich das Unternehmen aber zukünftig wohl abschminken. Schließlich ist die Kampagne bei den Twitter-Usern durchgefallen, die von den aufgesetzten Tweets genervt sind und sich in Form von Fake-Accounts und sarkastischen Tweets im Stil der Amazon-Botschafter lustig machen. Vielleicht sollten sich Amazon mal daran machen, wirklich etwas an den Arbeitsbedingungen zu ändern, anstatt merkwürdige roboterähnliche Propaganda zu schalten.

 

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Bildquelle

Bild 1: Screenshot Twitter
Titelbild: Unsplash unter CC0 Lizenz