„Arielle“-Regisseur Rob Marshall im Interview: „In diesem Film geht es um Toleranz“
Sie ist eine der beliebtesten Zeichentrickfiguren: Arielle, die Meerjungfrau. Die Geschichte um das rothaarige Mädchen, das sich nach einem anderen Leben sehnt, kann ab dem 25. Mai 2023 im Kino bewundert werden – diesmal als Realverfilmung. Wir haben mit dem Regisseur Rob Marshall über Änderungen, die „perfekte“ Arielle und die emotionale Botschaft des Live-Action-Films gesprochen.
ZEITjUNG: Was ist das Erfolgsrezept einer Live-Action-Verfilmung, damit sie sich vom Animationsfilm abhebt?
Rob Marshall: Mein Ziel war es, den neuen „Arielle“-Film weniger als Remake und mehr als Neuinterpretation zu betrachten. In einem Live-Action-Genre gibt es so viele Möglichkeiten. Man kann mehr Handlung einbauen, das Ganze zu einem umfassenderen, tieferen und emotionaleren Erlebnis machen, weil man mit echten Schauspieler*innen zusammenarbeitet. Man kann aus einer zweidimensionalen eine umfassendere dreidimensionale Geschichte machen. Mein Ziel war es zum Beispiel, sicherzustellen, dass die Annäherung zwischen Arielle und Eric auf einer tieferen Ebene stattfindet. Arielle wurde erzählt, dass Menschen barbarisch und grausam sind, und dann erfährt sie durch Eric, dass sie mitfühlend, freundlich und echt sein können. So können sie eine Verbindung eingehen und sich auf erwachsene Weise ineinander verlieben. Das ist ein Beispiel dafür, was man mit einem Live-Action-Film erreichen kann, was man mit einem Animationsfilm niemals vollständig schaffen kann.
ZEITjUNG: Sie haben das Wesen von Sebastian, Fabius, und Scuttle wirklich gut eingefangen – gleichzeitig haben Sie Arielles Freunde ganz anders aussehen lassen als die Figuren im Zeichentrickfilm. Können Sie erklären, warum?
Rob Marshall: Da es sich um einen Live-Action-Film handelt, konnten wir keine animierten Tiere verwenden. Für die Figur Sebastian haben wir uns deshalb für eine jamaikanische Krabbe entschieden, von der wir dachten, dass sie das perfekte Aussehen von Sebastian hat. Und wir haben einen echten Fisch für Fabius gefunden. Für die Rolle von Scuttle haben wir uns für einen Tauchvogel entschieden und nicht für eine Möwe. Der Grund dafür ist, dass wir wollten, dass Arielle nie an der Wasseroberfläche gewesen ist. Ich wollte mit diesem Teil der Geschichte den Spannungsfaktor erhöhen.
ZEITjUNG: Warum ist Halle Bailey die „perfekte“ Arielle?
Rob Marshall: Das ist eine verrückte Geschichte. Sie war die erste Person, die wir für diese Rolle gecastet haben. Als sie hereinkam, fragte sie mich und den Komponisten John DeLuca: „Soll ich singen oder lesen?“ Wir sagten: „Was immer du willst.“ Sie sagte: „Nun, ich werde zuerst singen.“ Sie sang „Part of Your World“ und am Ende des Liedes hatte ich Tränen in den Augen. Es war so bewegend und emotional. Sie war so im Einklang mit dem Text, dass ich sofort dachte: „Moment mal, haben wir Arielle bereits gefunden?“. Wir glaubten nicht so recht, dass wir sie gefunden hatten, also sahen wir uns hunderte andere Bewerberinnen an. Uns wurde schnell klar, dass sie die Messlatte so hoch gelegt hatte, dass sie von niemandem übertroffen werden konnte. Außer ihr hatte niemand das Gesamtpaket: die Stimme, die Leidenschaft, die Verletzlichkeit, die außergewöhnliche Aura. Sie hatte die Rolle für sich beansprucht.
ZEITjUNG: Was können die Zuschauer*innen von diesem Film lernen?
Rob Marshall: Es ist eine besondere Geschichte, in der die Menschen lernen, keine Angst vor Menschen zu haben, die nicht so sind wie sie selbst. Es geht um den Bruch mit Vorurteilen, um Toleranz und darum, keine Angst zu haben. Ich finde es toll, dass diese Geschichte jetzt in die Welt getragen wird. Es ist eine besondere Botschaft, die hoffentlich bei vielen jungen Menschen, aber auch bei älteren Menschen Anklang finden wird.
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