Arztbesuche — Gehen wir zu selten?

In jungen Jahren scheinen gesundheitliche Probleme ganz weit weg zu sein. Auch beim Auftreten eindeutiger Symptome entscheiden sich aus diesem Grund viele junge Menschen dagegen, direkt einen Arzt aufzusuchen. Doch lässt sich unser Verhalten rational begründen? Wir werfen einen Blick auf die wichtigen Faktoren dieses Musters.

Glaube an die Kraft des Körpers

Häufig ist es bei jungen Menschen noch die unbändige Kraft an die Unversehrbarkeit, die den Arztbesuch auf den ersten Blick überflüssig macht. Tatsächlich kann diese Sicht bei einfachen Infekten leicht bestätigt werden. In diesem Fall ist ein junges Immunsystem dazu in der Lage, leichter mit den Symptomen umzugehen und für eine rasche Genesung zu sorgen. Im Rahmen einer Grippe ist das Risiko eines komplizierten Verlaufs bei jungen Menschen unter 40 deutlich geringer, als in der älteren Generation.

Abseits der einfachen Infektionskrankheiten gibt es jedoch Bereiche, in denen eine rasche Diagnose von großer Bedeutung wäre. Dies trifft zum Beispiel auf die Geschlechtskrankheiten zu, die derzeit weite Verbreitung finden. Das Zögern eines Infizierten, sich rasch bei einem Arzt zu melden und ihn auf die Problematik hinzuweisen, kann hier zur Ansteckung der nächsten Patienten führen und damit eine negative Spirale mit sich bringen.

Kein Besuch aus Scham

Neben den klassischen Geschlechtskrankheiten gibt es weitere große Felder, in denen ein Besuch beim Arzt aus einem Schamgefühl heraus vermieden wird. Dies trifft etwa auf das weit verbreitete Problem der Peyronie zu, unter dem in Deutschland rund fünf Prozent der Männer in ihrem Leben leiden. Die Verkrümmung des Penis ist heute behandelbar, wenn dafür die richtigen Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Die mechanische Behandlung mit dem PeniMaster führte in Studien zu einer Verbesserung der Krümmung um durchschnittlich 31 Grad, während die Anwender über zwölf Wochen die Problematik zu überwinden suchten.

Bei vielen Männern, die es mit der Peyronie zu tun haben, kommt es über Jahre hinweg nicht zu diesem Behandlungsschritt. Dies führt zunächst dazu, dass das eigene Liebesleben vor neuen Herausforderungen steht, die gar Beziehungen in die Brüche gehen lassen können. Damit eine solche Erkrankung keine Auswirkungen an den Tag legt, die bis hin zum sozialen Leben reichen, ist eine rasche Behandlung von besonderer Bedeutung.

Der Wert der Schweigepflicht

Rational betrachtet gibt es überhaupt keinen Grund, den unangenehmen Moment der Untersuchung nicht für die langfristige Gesundheit in Kauf zu nehmen. Doch sehr häufig kommt es bei Patientinnen und Patienten zu einem solchen Gedankenspiel. Auch ein Blick auf die ärztliche Schweigepflicht macht deutlich, dass sich keine rationalen Motive dahinter verbergen. Schließlich sorgt diese Verpflichtung des Berufsstandes dafür, dass ohnehin keine Informationen über unseren Gesundheitszustand nach außen dringen. Obwohl wir an und für sich dazu in der Lage sind, uns diese Sicherheit vor Augen zu führen, scheint sie noch nicht auszureichen, um auch unsere letzten Zweifel bezüglich dieses Themas aus der Welt schaffen zu können und uns die letzten Stücke bis zu einer Behandlung zu tragen.

In einigen Bereichen war es die zunehmende Aufklärung, die ihren Teil zu raschen Behandlungen in der jüngeren Generation beitrug. Bereits in den Schulen wird in diesen Tagen intensiv über die Gefahren der Geschlechtskrankheiten und die große Bedeutung einer raschen Behandlung debattiert. In Zukunft könnten auch Heim-Tests die Gelegenheit bieten, ohne das Gespräch mit dem Arzt in den Besitz einer recht treffsicheren Diagnose zu kommen. Doch die Behandlung des Mediziners selbst wird auf diese Weise nicht ersetzt werden können. So bleibt der vermeintlich zu große Druck in der Situation zunächst einmal weiter bestehen und muss richtig eingeordnet werden.

 

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz