Der Autorenstreik in Hollywood und was Netflix damit zu tun hat

Schon seit Anfang Mai streiken zahlreiche Film- und Serienautor*innen und legen damit einen Großteil Hollywoods und zahlreiche TV-Produktionen lahm. Ihre Forderungen: Mehr Lohn und bessere Arbeitsverhältnisse in Zeiten von Netflix-Streaming.

Sie agieren aus dem Schatten heraus, um das für uns bestmögliche Ergebnis herauszuholen – fast so wie Batman. Und so wie die Fledermaus wissen auch Drehbuchautor*innen, dass es ihnen am Ende kaum jemand danken wird. Denn schauen wir uns einmal die größten Highlights der letzten Jahre und Jahrzehnte an, dann kennen wir zwar die Namen der involvierten Schauspieler*innen und vielleicht noch den/die Regisseur*in. Aber diejenigen, die für das Drehbuch verantwortlich sind, bleiben in den meisten Fällen unsichtbar.

Ein Beispiel: Klar kennen und lieben wir Joaquin Phoenix‘ phänomenale Leistung in Joker. Wenn aber die Handlung nicht schlüssig und die Dialoge zum Fremdschämen gewesen wären, dann hätte auch die schauspielerische Leistung den Film wohl nicht mehr retten können. Ein gutes Drehbuch entscheidet in vielen Fällen über Gedeih oder Verderb und sollte daher entsprechend gewürdigt werden. Am Joker haben übrigens Todd Phillips, zugleich Regisseur des Films, und Scott Silver geschrieben.

Wie Streaming die Unterhaltungsindustrie veränderte

Dass wir uns viel stärker für die Gesichter von Figuren interessieren als für diejenigen, die die Figuren überhaupt ins Leben gerufen haben, war aber schon immer so. Als angehende*r Drehbuchautor*in kann und muss man sich also schon einmal darauf einstellen. Was ist heute also anders?

Eine große Mitschuld an der aktuellen Notlage von Film- und Serienautor*innen sehen viele bei großen Streaming-Anbietern wie Netflix. Diese haben mit einer deutlich angestiegenen Zahl an Serienproduktionen zwar das Stellenangebot erhöht, die Arbeitsverhältnisse haben sich aber dadurch massiv verschlechtert. Die Writers Guild of America (WGA), die die Film- und Serienautor*innen in den USA vertritt, schrieb bereits am 14. März 2023 in einem Bericht, dass das Durchschnittsgehalt für Autor*innen in den letzten Jahren gesunken sei. Zudem kommt es vermehrt zu einem Konkurrenzkampf unter freien Autor*innen, die sich in ihren Gehaltsforderungen gegenseitig unterbieten müssen, um noch an Stellen zu kommen. Eine Anstellung als Serienautor*in ist heute längst nicht mehr so sicher, wie sie es noch vor mehreren Jahren war. Dazu kommt noch, dass ihnen immer weniger Zeit gegeben wird, ihre Arbeit zu verrichten – neben geringerer Bezahlung kommt also auch noch erhöhter Stress hinzu. Oft bleibt ihnen nichts anderes übrig, als an mehreren Drehbüchern gleichzeitig zu arbeiten, um noch irgendwie über die Runden zu kommen.

Was der Streik (für uns) bedeutet

Als Konsument*innen von vornehmlich in Hollywood produzierten, US-amerikanischen Filmen und Serien müssen wir nun Geduld beweisen: Viele Projekte, die sich bereits in Produktion befanden oder gerade erst in den Startlöchern standen, mussten angehalten werden. Dazu gehört auch Deadpool 3, der von Marvel-Fans langersehnte dritte Film über den Söldner mit dem losen Mundwerk, der diesmal sogar mit Hugh Jackman als Wolverine aufwarten kann. Andere Marvel-Projekte wie ein neuer Blade-Film und Thunderbolts lassen ebenfalls länger auf sich warten als ursprünglich gedacht.

Während wir nur etwas länger auf ein paar Filme warten müssen, steht für die Streikenden noch viel mehr auf dem Spiel. Reich wird man vom Schreiben von Drehbüchern nämlich bei weitem nicht. Und da der Streik bald schon in den dritten Monat geht, zehrt er auch ordentlich an den eigenen Ersparnissen. Dennoch ziehen zahlreiche Autor*innen ihn noch immer durch – eine andere Möglichkeit, für bessere Arbeitsverhältnisse zu sorgen, sehen sie derzeit nicht.

Verwendete Quellen:

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Bildquelle: Paul Deetman via Pexels; CC0-Lizenz