„Barbie“: Männerfeindlich oder missverstanden?
„Barbie“ ist momentan der weltweit erfolgreichste Film des Jahres 2023. Doch während die bissige Komödie von vielen für ihre feministische Botschaft gefeiert wird, wird sie von anderen als sexistisch und männerfeindlich empfunden.
Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Meinungsbeitrag, der subjektive Standpunkte des Autors enthält.
Es lässt sich nicht leugnen, dass „Barbie“ durch und durch feministisch ist: Wenn es um das sexistische Frauenbild und Alltagssexismus gegenüber Frauen geht, ist der Film wenig subtil und hämmert uns seine Botschaft manchmal regelrecht mit dem Vorschlaghammer ein. Das allein heißt aber nicht, dass „Barbie“ deswegen gleich männerfeindlich ist. Abseits der eigentlichen Message gibt es aber meiner Meinung nach Momente, bei denen dieser Eindruck entstehen kann.
Um diese näher zu erläutern, muss ich natürlich über einige wichtige Momente im Film reden. Also: Spoilerwarnung für alle, die den Film noch nicht gesehen haben, aber noch sehen wollen.
Wo liegt das Problem?
Ich selbst habe mir den Film zusammen mit ein paar Kommiliton*innen – bis auf eine Frau alles Männer – im Kino angeschaut und war zuallererst enttäuscht, während die anderen den Film richtig gut fanden. Da kommt man schon ins Grübeln: Liegt es vielleicht nicht am Film, sondern an mir? Doch je mehr Gedanken ich mir zu „Barbie“ gemacht habe, desto mehr hat sich herauskristallisiert, was genau mich daran gestört hat: Es war nicht, wie die Kens zu Beginn der Geschichte eingeführt wurden, sondern wie ihre charakterliche Entwicklung gehandhabt wurde.
Zu Beginn sind die Kens nichts weiter als die dümmlichen, aber gutaussehenden Accessoires der erfolg- und einflussreichen Barbies: Macht in Anbetracht des Stellenwerts, den Ken als Puppe im Vergleich zu Barbie hat, auch Sinn. Als Ryan Goslings Ken das Patriarchat aus der echten in die Barbie-Welt mitbringt und in Abwesenheit der von Margot Robbie gespielten Barbie das „Kendom“ ausruft, werden die Rollen vertauscht. Das hält aber auch nur so lange an, bis die Barbies die Kens gegeneinander aufwiegeln und im Hintergrund wieder die Macht übernehmen.
Haufenweise verpasster Chancen
So weit, so in Ordnung. Ich persönlich fand nicht jeden Witz, der auf Kosten der Kens gemacht wurde, irre komisch, aber da spielten dann eben auch meine persönlichen Erfahrungen mit rein. Und dass der größte Moment des Anti-Ken Allan ausgerechnet der sein musste, in dem er eine Gruppe hypermaskuliner Bauarbeiter verprügelt, ist in meinen Augen eine ganz klar verpasste Gelegenheit, eben mal ein anderes Bild von Männlichkeit zu zeichnen. Überhaupt stützt sich der Humor dieser Szene einzig und allein darauf, dass wir einem so „unmännlichen“ Typen wie ihm etwas so „Männliches“ nicht zutrauen würden.