„Barbie“: Männerfeindlich oder missverstanden?

Nichtsdestotrotz hätte der Film mit einem richtig guten Ende das Ruder noch herumreißen können. Doch oh boy, wie sehr mir dieses Ende den Film doch verhagelt hat. Denn während der Film sich bei den Barbies an den richtigen Stellen mit seinem Humor zurückhält und sehr ernste Töne anschlagen kann, kommen die Männer einfach nicht über ihren Status als Witzfiguren hinaus: Seien es die Kens, deren persönliche Krise aufgrund ihres Accessoire-Status nach nur einem „I am Kenough“-Moment (und selbst den hat man nicht ohne irgendeinen dummen Witz durchziehen können) scheinbar schon vom Tisch ist, oder Allan, der nach all seinen Taten noch immer von niemandem wahrgenommen wird.

Ist das jetzt männerfeindlich?

Das wirkt alles so, als ob der Film die Emotionen und Probleme, die viele Männer aufgrund unserer patriarchal geprägten Gesellschaft und toxischer Rollenbilder haben, nicht ernst nimmt – darunter Einsamkeit oder das Gefühl, unsichtbar zu sein. Nicht an dem gemessen zu werden, was man ist, sondern an dem, was man hat. Oder auch einfach nur dem Wunsch nach menschlicher Nähe, die man als Mann aber meist nur in romantischen Beziehungen erleben kann, ohne dafür verurteilt zu werden. Dadurch dürften sich einige sicher vor den Kopf gestoßen fühlen, ich eingeschlossen. Ich glaube aber auch nicht, dass das Absicht war: Das alles ist ja in Ansätzen da, nur wurde es entweder für mein Verständnis recht knapp und empathielos abgehandelt oder gar komplett liegengelassen.

Das macht „Barbie“ nicht männerfeindlich, wohl aber zu einer ziemlich großen Enttäuschung, wenn man sich mit Mens Issues oder der Mental Health von Männern auseinandersetzt – ob freiwillig, weil man Männer (ob jung oder alt) in seinem Umfeld hat, die sich einem dahingehend geöffnet haben, oder unfreiwillig, weil man selbst Betroffener ist. Umso enttäuschender ist es, dass es vermutlich gereicht hätte, ein paar Szenen umzuschreiben. So hätten die Kens (und Allan) den Barbies weder das Rampenlicht weggenommen noch von der eigentlichen Botschaft des Films abgelenkt.

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