Bedingungsloses Grundeinkommen: Utopische Idee oder Rettung vor „Lohnsklaverei“?
Stell dir vor, jeder in Deutschland bekäme jeden Monat Geld vom Staat – einfach so, ohne Bedingungen. Eine verrückte Idee? Oder vielleicht der Schlüssel zu einer gerechteren Gesellschaft? Genau darum dreht sich die hitzige Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen (BGE), ein Konzept, das gerade wieder hoch im Kurs steht.
Eine Idee spaltet die Gemüter
Auf der einen Seite der Debatte steht Bernhard Neumärker von der Universität Freiburg, der das BGE als Chance sieht, die „Lohnsklaverei“ hinter uns zu lassen und die Produktivität anzukurbeln. Er glaubt, dass ein BGE uns nicht nur freier, sondern auch die Arbeit fairer bezahlt machen könnte. Plötzlich würden Jobs, die keiner machen will, weil sie schlecht bezahlt sind, aufgewertet. Das könnte zu einem gerechteren Markt führen, wo jeder Beruf seinen wahren Wert erhält.
Doch wie realistisch ist diese Vision? Neumärker argumentiert, dass durch ein BGE Menschen ermutigt würden, Tätigkeiten nachzugehen, die ihnen wirklich am Herzen liegen – was wiederum die Produktivität steigern könnte. Außerdem sieht er in Krisenzeiten, wie der Pandemie, Vorteile eines solchen Systems gegenüber den herkömmlichen Sozialleistungen. Nicht zu vergessen: Die positiven Effekte auf die mentale Gesundheit, die sich langfristig auch finanziell auszahlen könnten.
Skepsis bleibt
Auf der anderen Seite der Debatte steht Giacomo Corneo von der Freien Universität Berlin, der das BGE kritisch sieht. Für ihn scheitert das Konzept an grundlegenden ökonomischen Tests – es würde die Gesellschaft spalten und letztendlich mehr Probleme schaffen als lösen. Corneo warnt vor einer Gesellschaft, in der sich einige auf Kosten anderer ein bequemes Leben ohne Arbeit ermöglichen. Er glaubt, dass das BGE negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bürger*innen haben könnte.
Die Suche nach Alternativen
Doch Corneo hat auch eigene Ideen: den Aktienmarktsozialismus, bei dem große Unternehmen mehrheitlich in öffentlichem Besitz sind und Gewinnanteile direkt in den Staatshaushalt fließen. Dieses System würde einen sozialen Anteil ermöglichen, der jedem zufließt – ähnlich einem BGE, aber finanziert durch Unternehmensgewinne.
Generation Z könnte den Ausschlag geben
Trotz aller Kontroversen glaubt Neumärker, dass insbesondere die jüngere Generation offen für das BGE ist. Sie legt Wert auf andere Dinge: Klimaschutz, Work-Life-Balance und möchte nicht in ausbeuterischen Jobs arbeiten. Für ihn steht fest: Die finanziellen Hürden für ein BGE sind überwindbar, und die Vorteile, die es für die Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen bringt, sind unbezahlbar.
Doch wie so oft in der Wirtschaft gibt es keine einfachen Antworten. Das bedingungslose Grundeinkommen bleibt ein polarisierendes Konzept. Die Debatte zeigt: Es geht um mehr als nur Geld. Es geht um unsere Vorstellung von Arbeit, Gerechtigkeit und dem Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.
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Bildquelle: Foto von Christian Dubovan auf Unsplash; CC0-Lizenz