Soziales Faulenzen: Zusammen sind wir einzeln schwächer
Hattest du schon einmal das Gefühl, du wärst alleine schneller als in einer Gruppe von Leuten? Klingt paradox, diese Annahme ist aber nicht unbegründet.
„Social Loafing“ (zu Deutsch „soziales Faulenzen“) nennt sich das Phänomen, welches zum ersten Mal vom französischen Agraringenieur Max Ringelmann entdeckt wurde und daher auch die schicke Bezeichnung „Ringelmann-Effekt“ trägt.
Die Psychologie des Tauziehens
In einem Experiment, bei dem Studierende einzeln oder in Gruppen an einem Tau ziehen sollten, fand Ringelmann Mitte der 1880er heraus, dass die Kraft, mit der am Tau gezogen wurde, nicht proportional anstieg – was bei einem gleichbleibendem Kraftaufwand pro Studierenden aber der Fall gewesen wäre. So zog eine Person etwa im Durchschnitt 63 Kilogramm, drei aber nur noch 160 Kilogramm und acht sogar nur noch 248 Kilogramm. Je mehr Personen also gleichzeitig am Tau gezogen haben, desto weniger hat sich das einzelne Individuum ins Zeug gelegt. Dies gilt jedoch nicht für komplexe Aufgaben, bei denen sich wiederum eine Leistungssteigerung bemerkbar macht.
Damals vermutete Ringelmann noch organisatorische und technische Ursachen für den Kraftverlust. Social Loafing beschreibt aber die von Wissenschaftler*innen rund um Alan G. Ingham in den 70er Jahren untersuchten psychologischen Ursachen. So gesehen handelt es sich dabei um eine Fortentwicklung des Ringelmann-Effekts.