Wie viele Gemeinsamkeiten braucht eine Beziehung?

Die einen fahren in gleicher Tracht Tandem, die anderen sehen die Beziehung nur als ein I-Tüpfelchen des eigenen Lebens. Wie viel Individualismus ist wichtig für eine gesunde Partnerschaft und wie eng kann (und darf) eine Beziehung sein? Einzelpaar- und Sexualtherapeutin Gabriele Aigner erklärt im Interview mit „Diamonds Factory„, worauf es ankommt. Gleich und gleich gesellt sich gern vs. Gegensätze ziehen sich an.

Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umblicke, sehe ich eine Vielzahl an Paaren, die sich wirklich lieben, zumindest denke ich das. Die Partnerwahl meiner engsten Freundinnen ist nicht immer leicht zu akzeptieren. Manchmal sieht man mit bloßem Auge, dass der neue Partner verblüffende Ähnlichkeit mit dem Vater der besagten Freundin hat. Genauso cholerisch ruft er sie an und weist sie zurecht. Eine andere stürzt sich von Beziehung zu Beziehung – will sie nicht alleine sein? Oder kann sie einfach besser lieben als wir alle zusammen? Beziehungen sind wie ein bunter Blumenstrauß – manchmal perfekt abgestimmt und manchmal reihen sich rote, stachelige Rosen an harmlose Farne. Müssen wir nach einem passenden Partner oder einer passenden Partnerin Ausschau halten, damit wir glücklich werden? Oder liegt gerade in der Andersartigkeit die meiste Spannung und letztendlich die vollkommenste Partnerschaft?

Gabriele Aigner ist Einzelpaar- und Sexualtherapeutin und spricht im Interview mit dem Schmuckshop Diamonds Factory über eben diese Gemeinsamkeiten in einer Beziehung. Wie wichtig oder unwichtig ist ein gewisses Maß an Übereinstimmungen?

Es gibt Paare, die alles miteinander teilen und all ihre Zeit mit dem jeweils anderen verbringen. Und eben solche Paare, die z. B. eine Fernbeziehung führen und die nicht ständig aufeinander rumhängen. Auf die Frage, ob es ein gutes Gleichgewicht geben kann, beginnt Aigner zwei Kreise zu beschreiben. Jeder Kreis stehe für eine Person, die gemeinsame Schnittmenge der Kreise stehe dann symbolisch für die Beziehung. So gibt es die unterschiedlichsten Beziehungen, mal mit größerem Kreis und mal mit kleinerem, beides gibt es oft und funktioniert auch. Die beiden Extreme beschreibt Aigner dann konkreter. Es gäbe die symbolische Beziehung, bei der es beiden mit viel Nähe gut ginge. Dann aber auch die Beziehung, in der die Partner*innen z. B. in unterschiedlichen Städten wohnen. Das könne auch viel eigenen Raum schaffen für andere soziale Kontakte oder die Arbeit. Grundsätzlich gälte aber: Qualität vor Quantität. Also, die Art, wie man die gemeinsame Zeit verbringt, soll wichtiger sein als die Menge. Beide Partner*innen sollen sich wohl fühlen und keine*r zu kurz kommen. Aber tatsächlich unterstreicht Aigner, dass viele Paare sich über die Art und Weise der gemeinsamen Zeit streiten würden. Viele Konflikte in der Partnerschaft hätten mit zu viel oder zu wenig Nähe oder Distanz in all diesen Bereichen zu tun.