Bi-curious: Wie ist es, Sex mit einer Frau zu haben?

Ich war lange Zeit nicht wirklich scharf darauf, alleine mit einer anderen Frau zu schlafen, denn was ich vor allem mag, ist die Dynamik, die beim Sex zwischen einem Mann und zwei Frauen entsteht. Vor einer Weile habe ich allerdings eine Frau kennengelernt, die irgendetwas in mir ausgelöst hat, was ich zuvor nie so empfunden habe. Mit ihr hätte ich tatsächlich gern allein geschlafen, allerdings habe ich sie nur einen Abend lang gesehen und erst nachher zufällig erfahren, dass sie nicht nur auf Männer steht. Chance verpasst, denn sie lebt in einem anderen Land – und geht mir seither immer wieder durch den Kopf.

Hetero oder bi: Die Grenzen verschwimmen

Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, eine Beziehung mit einer Frau zu führen. Ich war definitiv nie in eine Frau verliebt. Vielleicht ein bisschen verknallt – je nachdem, wie ernst man dieses Wort nimmt. Jedes Mal, wenn ich die Frauen wiedersah, für die ich bisher so empfunden habe, war ich schon etwas aufgeregt. Ernsthafte Gefühle für eine Frau hatte ich aber nie.

Vielleicht ist das der Punkt, der für mich den Unterschied zwischen bi und bi-curious ausmacht. Ich habe nie wirklich mit jemandem darüber gesprochen, weil es für mich nicht der Rede wert ist, mit wem ich auf Partys knutsche oder mit wem ich schlafe, solange es mein Leben nicht auf einer tieferen Ebene beeinflusst.

Auf der anderen Seite könnte man sich fragen, wo genau denn die Grenze zwischen heterosexuell und bi-curious liegt. Schließlich haben die meisten Frauen sicher schon einmal eine andere Frau geküsst. Ist man deswegen direkt bi-curious? Wahrscheinlich nicht. Ich glaube, man ist es, wenn die Neugier über einmaliges Interesse hinausgeht. Wenn man immer wieder Lust hat, Personen vom gleichen Geschlecht zumindest ein bisschen nahezukommen.

Letztendlich braucht es das Label aber eigentlich nicht. Im Nachhinein glaube ich, dass ich der zu Anfang erwähnten Frau eine bessere Antwort hätte geben sollen, als sie mich gefragt hat, ob ich bi bin. Vielleicht wäre ein „Keine Ahnung, aber ich mag dich“ aufschlussreicher gewesen als irgendein Begriff.

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Bildquelle: Станислав Чмелев via Pexels; CC0-Lizenz