Summer Cem

„Bielefeld“: Summer Cem erobert TikTok – mit demselben Mist wie immer

Mit „Bielefeld“ hat Summer Cem offenbar einen Hit gelandet – zumindest auf TikTok. Der neue Song wurde bereits nach einer Woche unter unzählige Videos gelegt. Der Rapper aus Mönchengladbach kann dabei offenbar noch immer mit den altbekannten Lines über willige Groupies mit „dickem Arsch“ punkten: Im Westen nichts Neues.

Reiht man Summer Cems Hits aneinander, könnte man denken, es handele sich um einen einzigen Song – jedenfalls inhaltlich. Zumindest wird jedes Mal derselbe objektifizierende lyrische Abschaum auf einen Beat gepackt und anschließend als Musik bezeichnet.

Mit Freude sei auch auf den inhaltlich äußerst wertvollen Dialog zwischen Summer Cem und Bausa beim Red Bull Soundclash 2019 verwiesen. Die beiden performten ihren gemeinsamen Song „Casanova“, in dem davon die Rede ist, mit Austauschschülerinnen zu schlafen und in dem die legendäre Line „30 Prozent Face, 70 Prozent Arsch“ das Licht der Welt erblickt hat. Wow. Jedenfalls rappte Summer Cem live folgende Line aus dem Song: „Ich hab Bitches in der ganzen Scheiß-Republik.“ Daraufhin fand zwischen Bausa und Summer Cem vor tausenden Leuten auf der Bühne folgender Wortwechsel statt:

Bausa: „In der ganzen Republik, sagst du?“

Summer Cem: „Komplett.“

Bausa: „Auch hier in Stuttgart?“

Summer Cem: „Hundertprozentig, Bruder.“

Bausa: „Kannst du die nachher in meinen Backstage bringen?“

Summer Cem: „Safe!“

Bausa: „Auch die Hässlichen?“

Summer Cem: „Alle, Bruder.“

Bausa: „Okay, Bruder.“

Beeindruckend, oder? Und ein Schlag ins Gesicht für alle, die in treuer Fan-Manier immer wieder beteuern, dass nur die Lyrics Frauen abwerten, aber die Künstler*innen dahinter doch ganz lieb sind. Nun, so oder so: Die Lyrics von Künstler*innen wie Summer Cem sind fast immer frauenverachtend. Das neueste Meisterwerk in dieser beeindruckenden Reihe heißt nun „Bielefeld“.

„Bielefeld“: Ein TikTok-Trend

Traurigerweise gibt der Erfolg Summer Cem Recht: „Bielefeld“ hat es irgendwie auf Platz 1 der TikTok-Song-Trends geschafft. Dabei werden vor allem drei Lines von den User*innen immer wieder genutzt, um ihre vermeintlich lustigen Clips mit Musik zu unterlegen:

„Illegal, dicker Arsch, Baby, wine, Slow Mo
Steht vor dem Backstage, fragt nach ’nem Foto –
Baby, das‘ ein No-Go“

Das ist natürlich nicht die einzige Stelle im Song, bei der Summer Cem meint, explizit den „dicken Arsch“ erwähnen zu müssen: „Liebt deutschen Rap, ihr Arsch ist groß, ich glaub‘, sie kommt aus Bielefeld“, heißt es in der Hook. Anschließend wird erwähnt, dass die Dame noch vier heiße Freundinnen hat, die natürlich ebenfalls alle auf Summer Cem stehen: „Kommt mit vier von ihren Girls noch mit zu mir in meinen Minivan.“

Abgewertet wird die imaginäre Frau im Song nicht nur durch die Objektifizierung ihres Körpers, sondern auch dadurch, dass sie anschließend selbstverständlich als berechnende Bitch dargestellt wird: „Sobald sie den Schmuck und die Diamonds sieht, siehst du, wie Amor die Pfeile schießt.“

Was bleibt zu sagen? Eigentlich nicht viel. Wie bereits erwähnt, ist das Erschreckendste daran, dass der Erfolg Künstler*innen wie Summer Cem noch immer Recht gibt. Ohne zu reflektieren, ob es angebracht ist, einen Song oder eine bestimmten Stelle daraus auf TikTok zu reproduzieren, in einem lustigen (oder manchmal auch erschreckend ernst gemeinten) Kontext zu verwenden und dem Song so zu mehr Beliebtheit zu verhelfen. Aber seht weiter unten selbst, was TikTok-User*innen daraus machen.