KI-App Lensa: Echte Kunst oder problematischer Trend?
Auf TikTok ist sie längst ein Trend: Die Lensa-App. Sie generiert mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Kunstwerke aus den Porträts ihrer User*innen. Was klingt wie ein lustiger Zeitvertreib, lässt Künstler*innen nun Alarm schlagen.
Egal ob Märchenprinzessin, Ritter oder Alien: Die Lensa-App verwandelt aktuell die Bilder tausender Nutzer*innen auf Instagram, TikTok und Co. in kunstvolle Gemälde. Alles, was ich als Anwenderin hierfür tun muss: 10 bis 20 Bilder von mir hochladen. Die KI macht dann den Rest. Klingt spaßig?
Ist es im ersten Moment auch. Denn die entstandenen Bilder haben nichts mehr mit den leicht verschobenen Filtern zu tun, welche ihr sonst auf den sozialen Medien findet. Sie kann mehr. Hierdurch wirken die Bilder nicht nur richtig wertig, sondern auch, als wären hunderte Stunden Arbeit in ihre Entstehung geflossen. Und das, obwohl ihre Erstellung nur wenige Sekunden dauert.
Praktisch, oder? Naja…
Denn damit die App funktioniert, braucht sie Daten. Sehr viele Daten. Und diese zieht die App aus dem Netz – teilweise auch von privaten Konten diverser digitaler Künstler*innen, die ihre Werke online ausstellen. Natürlich kopiert die KI hierdurch keine Kunstwerke eins zu eins, doch die Ähnlichkeiten zwischen den entstehenden Bildern und den Comics, Zeichnungen und Grafiken einiger Künstler*innen ist durchaus verblüffend.
Und obwohl die App Geld kostet (ca. 4 Euro im Monat), sehen die Künstler*innen, von denen die KI „lernt“ keinen Cent. Super für die Entwickler*innen, schlecht für die Kunst-Community. Denn die Künstler*innen haben auch keine Chance, dem Daten-Diebstahl zu widersprechen.
Was nun?
Die Lensa-App und der aktuelle Hype um diese heizt eine Debatte an, welche in den letzten Jahren bereits an anderen Stellen kritisch geführt wurde: Wie viel sind uns Kunst und Kultur wert? Können sie künstlich erzeugt und im schlimmsten Fall sogar ersetzt werden?
Auch die Tech-Branche warnt, denn Lensa scheint nur der Anfang eines viel gravierenden Problems zu sein. So seien einzelne Technologien bereits so weit, dass sie den individuellen Stil eines Künstlers haargenau kopieren und an seiner Stelle Kunstwerke erstellen könnten. Gruselig.
Wie schwerwiegend die Auswirkungen der App auf die Kunstwelt wirklich sind, lässt sich heute noch nicht genau sagen, doch beobachten sollten wir diese Entwicklung auf jeden Fall.
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Bild: cottonbro studio via Pexels; CC0-Lizenz