„Mach Fehler, brich ab, fang wieder an“ – Bloggerin Angela Doe im Interview

ZEITjUNG: Du schreibst recht explizit über deine Essstörung und deine Depression. Als du von deinen persönlichen Tiefpunkt erzählst, heißt es zum Beispiel: „Ich fühle keine Freude mehr. Als hätte sich mit jedem Kilo, das ich verlor, auch ein bisschen Lebenswillen in Luft aufgelöst. Also bleibe ich liegen. Und dann liege ich da, eine ganze Woche lang.“ Wie fühlt es sich an, solche privaten Gedanken und Erinnerungen mit der Öffentlichkeit zu teilen? Hast du da manchmal ein mulmiges Gefühl?

Angela Doe: „Das ist ganz witzig, dass ihr euch genau diese Textstelle ausgesucht habt – das ist nämlich ein Ausschnitt aus einem alten Post, den ich 2015 auf meinem Blog veröffentlicht hab, also ist es für mich quasi nichts Neues. Ich hab eigentlich seit meinem 16. Lebensjahr persönliche Sachen im Internet geteilt, früher waren das aber mehr so Herzschmerz-Texte, in denen ich über meine Exfreunde abgelästert hab (lacht). Meine Erfahrung hat dabei immer nur gezeigt: Wenn ich mich öffne, öffnen sich andere auch; wenn ich mich so verletzlich zeige, sind die Leute meistens sogar dankbar dafür und fühlen sich weniger allein. Ich hab für solche Posts immer nichts als Liebe bekommen, weshalb ich das sogar eigentlich ganz gerne mache.“

ZEITjUNG: Was erhoffst du dir von der Veröffentlichung deines Buches? Was soll das Buch bei anderen Menschen bewegen?

Angela Doe: Ich hoffe, dass es anderen Menschen dabei hilft, sich selbst so zu lieben, wie sie sind, ganz egal, welche Schwächen und Probleme sie haben oder welche Fehler sie im Leben machen. Und, wie schon gesagt, sollen sich die Leser*innen durch das Offenlegen meiner Probleme mit ihren eigenen Sorgen ein bisschen weniger allein fühlen. Ich stelle mir das so vor, dass jemand mein Buch bis zum Ende liest, es dann beiseitelegt und sich denkt: Ok, krass, ich muss einfach nur meinen ganz eigenen Weg finden – und ich werde meinen Weg finden. Das ist so meine Traumvorstellung (lacht).