Bildquelle: Xavier Mouton Photographie via Unsplash

Boy Moms auf TikTok: Wenn Mütter ihre Söhne bevorzugen

Diese unterschiedliche Behandlung wirkt sich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Geschwister und auf die zwischen Kind und Mutter aus. Dass Söhne bevorzugt behandelt werden, geht nicht spurlos an ihren Schwestern vorbei. Sie wachsen in einem Konkurrenzkampf auf, in dem es um die Liebe der eigenen Mutter geht, unwissend, dass der Sieger bereits seit seiner Geburt feststeht. Die Töchter entfernen sich als Resultat (vor allem emotional) von der Familie und suchen sich woanders ein Umfeld, in dem sie Geborgenheit erfahren.

Den Söhnen wird es hingegen schwer gemacht, sich von der Familie zu trennen. Potenzielle Partner*innen werden teilweise von den Müttern vertrieben. Letztere stellen das Ganze gern so dar, als würde ihnen ihr Sohn gestohlen werden.

Paradebeispiel auf TikTok

Vor kurzem hat die Vloggerin Anna Saccone ein TikTok hochgeladen, das starke Kritik erntete. Saccone betreibt unter anderem einen populären YouTube-Kanal, auf dem sie regelmäßig ihre Kinder zur Schau stellt. In dem TikTok sprach die vierfache Mutter darüber, dass sie zwar all ihre Kinder gleichermaßen liebe, ihr zuletzt geborener und einziger Sohn jedoch etwas Besonderes sei. Sie sagte zudem, dass ihre Töchter für Dinge bestraft werden, mit denen ihr Sohn durchkommt. Selbst dafür, dass er seine drei Schwestern schlägt, findet Saccone Ausreden. Das Schlimmste daran? Saccone ist sich ihrem Fehlverhalten durchaus bewusst, macht sich jedoch darüber lustig.

Nach dem Upload des Videos hagelte es Kritik. Eine Userin schrieb: “You let your son hit on girls, his sisters especially, which creates abusive men in the future…you’re enabling this little boy’s bad behaviour while he’s young with a smile on your face.”

Ihre Antwort darauf? Weitere Videos, in denen sie ihren Töchtern offen erzählt, dass sie an zweiter Stelle stehen. Ob sie all dies ernst meint und durch provokanten Content mehr Aufmerksamkeit zu erlangen versucht, spielt dabei keine Rolle. Fakt ist, dass sie sexistisches Verhalten gegenüber Töchtern und toxische Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen öffentlich supportet. Toxische Männlichkeit und Misogynie sind Folgen dieses Phänomens.

Frauen, die planen, in der Zukunft Kinder zu bekommen, sollten sich die Frage stellen, ob sie in der Lage sind, all ihre Kinder gleich zu lieben und zu behandeln. Wenn die Antwort Nein lautet, sollten sie sich wohl zuerst um ihre eigene verinnerlichte Misogynie kümmern, damit ihre potenziellen Kinder später nicht darunter leiden. Klappt dies nicht, lassen sie es am besten gleich ganz mit dem Kinderkriegen.

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