Frau mit rotem Gesichtsschleier

Die Burka und der Feminismus: Freund- oder Feindschaft?

Natürlich ist die Gleichberechtigung nicht die einzige Begründung für das Gesetz, es heißt schließlich nicht Burka-Verbot, sondern Vollverschleierungsverbot und gilt für die gesamte Bevölkerung. Auch vermummten Hooligans will man damit den Schutz der Anonymität nehmen. Interessanterweise sind Fasnachtsmasken, die das gesamte Gesicht bedecken, immer noch erlaubt. Dass an Fasnacht jedes Jahr angetrunkene Chaoten pöbeln, Straßen vermüllen und andere Menschen sexuell belästigen ist unter dem Aspekt der Tradition zu sehen und wird von der Politik nicht verboten.

Apropos, es ist auch schweizerische Tradition, Gesicht zu zeigen und deshalb soll das nun auch jeder tun. Ja, auch das war offizielles Argument für das Verschleierungsverbot.

Diese ganze Debatte wird fremdenfeindlich und islamophob geführt.

Das Wohlbefinden der Frauen ist vorgeschoben und Musliminnen müssen als Argumentationsgrundlage herhalten. Sie werden als Opfer dargestellt, die beschützt werden müssen, aber Schutz garantiert das Gesetz am Ende in keinerlei Hinsicht.

Es ist eine Scheinmaßnahme, die ängstliche Bürger beruhigen soll und damit in ihrer Fremdenfeindlichkeit bestärkt. Es geht darum, dass es nicht ausgehalten wird, im öffentlichen Raum etwas Fremdes als die eigene Kultur und Geschichte zu sehen.

Wir sollten das Tragen einer Verschleierung nicht direkt als einen Angriff auf unsere Werte interpretieren. Nur weil eine Frau sich bedeckt, heißt das nicht, dass sie uns für unsere Hotpants verurteilt. Wir sollten hinterfragen, welche Bedeutung und Assoziationen mitschwingen, wenn wir Frauen in Hijab oder Burka sehen, und ob diese überhaupt stimmen. Wir sollten für Gleichberechtigung kämpfen, aber nicht für verschleierte Frauen, sondern mit ihnen. Ihnen zuhören, ihre Wünsche und Bedürfnisse erfahren, ihnen einen Platz in der Gesellschaft geben. Und sie nicht schlicht per Gesetz verbieten.

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Bild von Вадим Гайсин auf Pixabay