Die Chinesische Mauer

Abkürzung: Mann und Frau baggern Teil der Chinesischen Mauer weg, um schneller zur Arbeit zu kommen

Die Chinesische Mauer: Einst eine gewaltige Schutzanlage, die während der Ming-Dynastie (14. bis 17. Jahrhundert) errichtet wurde, um das Reich vor Invasionen aus dem Norden zu schützen. Heute ist die Mauer eines der Wahrzeichen Chinas und UNESCO-Weltkulturerbe. Für zwei Personen aus der Provinz Shanxi war das Bauwerk aber wohl nichts weiter als ein Hindernis auf ihrem Weg zur Arbeit – weswegen sie nun einen Abschnitt der Mauer einfach weggebaggert haben.

Am 24. August gegen 16:20 Uhr erreichte die Kommandozentrale des Büros für öffentliche Sicherheit des Landkreises Youyu die Meldung, dass bei der Gemeinde Yangqianhe, mehrere hundert Kilometer westlich von Peking, eine Lücke in die Große Mauer (eine etwas direktere Übersetzung aus dem Chinesischen) gegraben worden war. Vor Ort machte die Polizei Fotos (die findest du hier) und fand schließlich auch Spuren eines Baggers, der höchstwahrscheinlich beim Entfernen der Mauerreste zum Einsatz kam. Diese Spuren führten die Polizist*innen in einen benachbarten Kreis und zu den beiden Tatverdächtigen, die sich inzwischen in Untersuchungshaft befinden. Als sie mit der Tat konfrontiert wurden, sollen der Mann (38) und die Frau (55) diese auch gleich gestanden haben: Sie gaben zu, eine bereits vorhandene Lücke in der Chinesischen Mauer vergrößert zu haben, um einen kürzeren Weg zu einer nahegelegenen Baustelle zu haben, auf der sie beide arbeiten.

Die große Mauer – ein teils unscheinbares Kulturdenkmal

Das abgetragene Stück Mauer befindet sich weit abseits der für Tourist*innen restaurierten Abschnitte der Großen Mauer und sieht daher auch – zugegeben – wenig imposant aus. Der Großteil der Wehranlagen, die zur Chinesischen Mauer gehören (genauer gesagt sind es mehrere Mauern) wird nämlich nicht regelmäßig instand gehalten – wäre bei der enormen Länge von ursprünglich über 21.000 Kilometer auch viel zu teuer. In den letzten Jahren setzt die Regierung Chinas aber wieder vermehrt auf den Schutz der verbliebenen Mauerabschnitte. Die Lokalpolizei spricht von einem „irreparablen Schaden“ an „der Integrität der Ming-Chinesischen Mauer und der Sicherheit der Kulturdenkmäler“.

Praktikabilität und Denkmalschutz

Bei dieser Geschichte prallen zwei auf ihre eigene Art und Weise verständliche Denkweisen aufeinander. Zum einen könnte man natürlich ganz praktisch denken, dass es doch eh nichts ausmacht, wenn da jetzt ein vergleichsweise kleiner und noch dazu stark heruntergekommener Teil der Mauer weg ist. Auf der anderen Seite reden wir hier immer noch vom größten Bauwerk der Welt und einem wichtigen Stück chinesischer Geschichte. Manch einem mag das persönlich nicht viel bedeuten, was auch Sinn macht. Gerade dann, wenn man tagtäglich mit etwas zu tun hat, kann die Faszination dafür recht schnell verloren gehen. Schützenswert bleibt die Große Mauer dennoch – auch wenn das heißt, dass man unter Umständen einen Umweg zur Arbeit nehmen muss.

Verwendete Quellen:

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Bildquelle: Foto von William Olivieri auf Unsplash