Mann mit Feuermelder

Im Land der Verschwörungstheorien

Wie sollte man mit Menschen umgehen, die Verschwörungstheorien zu verfallen drohen oder schon verfallen sind?

Was man sich grundsätzlich klarmachen muss, ist, wie tief diese Ideologien sitzen. Das ist schon wie ein Glaubenssystem, wie eine Religion. Man könnte jetzt auch zu einer religiösen Person nicht hingehen und ihr erklären, wieso es Gott nicht gibt. Es gibt aber schon Abstufungen und Unterschiede. In der Frühphase kann man Fakten austauschen oder sich gegenseitig seine Quellen zeigen. Nur wenn jemand schon tiefer im Kaninchenbau ist, dann wird das halt mega schwierig. Da kann es helfen, eher über die emotionale Schiene zu kommen und die Leute auch mal zu fragen. Generell viele Fragen stellen, anstatt über Fakten zu diskutieren. Es muss zu einem gewissen Grad von den Leuten selbst kommen. Ich glaube, es ist auch wichtig, mit den Leuten den Kontakt nicht abzubrechen. Man muss sich vorstellen, dass man drei Jahre lang erzählt, dass Merkel Hitlers Tochter ist und nach diesen drei Jahren kommt einem so langsam, dass das vielleicht gar nicht stimmt. Je tiefer du in den Kaninchenbau gekrochen bist und je weniger du deine alten Freunde noch hast, desto schwerer ist der Weg zurück. Ebenso höher ist natürlich das Risiko, dass du das ganze Zeug einfach noch weiter vertrittst, obwohl du eigentlich nicht mehr dran glaubst, weil du ein neues soziales Umfeld hast und weil du schon so viel investiert hast.

Christian Schiffer; Foto: Michael Förtsch

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Bildquelle: ZDF, Raymond Roemke