Dating-Phänomen Cloaking: Wenn das Date gar nicht auftaucht

Im Pantheon verletzender und völlig unnötiger Dating-Phänomene geht langsam der Platz zur Neige: Was Cloaking bedeutet, warum Leute das machen und ob man etwas dagegen tun kann, erfährst du hier.

Wie so viele andere Phänomene ist auch Cloaking eine abgewandelte Form des Ghostings. Der Name stammt vom englischen Begriff „to cloak“, also „sich tarnen“. So muss es sich wohl auch anfühlen, wenn man mit einem/einer Cloaker*in auf ein Date geht: Du wirst ihn/sie nämlich nicht zu Gesicht bekommen. Dein Date könnte daher genauso gut im Tarnanzug hinter der nächsten Topfpflanze stehen, wobei selbst das immerhin noch mit einem gewissen Aufwand verbunden wäre.

Solltest du, nachdem du hoffentlich nur metaphorisch im Regen stehen gelassen wurdest, die Dreistigkeit besitzen, dich noch einmal zu melden und nachzufragen, was der Mist zu bedeuten hatte, wird sich dein Date schon aus dem Staub gemacht haben – entmatched, blockiert oder schlichtweg ignoriert. Eine gute Sache hat das Ganze aber, denn du wirst dank des geplatzten Dates inklusive ewiger Warterei, Selbstgesprächen voller Frustration und den besorgten Blicken aller an der Date-Location Anwesenden immerhin schon etwas Erfahrung darin gesammelt haben, gegen eine Wand zu reden.

Doppelt nervig, doppelt verletzend

Du siehst also: Cloaking schafft es irgendwie, sogar noch frustrierender zu sein als Ghosting. Denn nicht nur tut es weh, wenn einem das richtige Abschließen mit einem Date verwehrt bleibt – du hast auch noch eine variable Zahl an Minuten oder gar Stunden an eine Person verschwendet, die noch nicht einmal den Anstand besitzt, sich im Nachhinein dafür zu entschuldigen (oder auch nur irgendwas zu sagen).

Cloaking geschieht aus den gleichen Gründen wie einige andere Dating-Phänomene, darunter auch Ghosting: Verlust- und/oder Bindungsangst. Denn wer sich nicht an Menschen bindet, kann niemanden verlieren. Wer sich unsichtbar macht, kann sich so zudem der Kritik von und Konfrontation mit anderen entziehen. Diese „Schutzstrategien“ schaden jedoch allen, auch den Handelnden, auf kurze wie auf lange Sicht. Cloaker*innen können keine erfüllenden Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen, weil sie diese immer wieder von sich abstoßen. Und wer schon einmal mit einem/einer Cloaker*in verabredet war, trägt diese negative Erfahrung manchmal für lange Zeit mit sich herum und entwickelt unter Umständen sogar selbst Verlustängste.

Kann man was dagegen tun?

Abgesehen davon, eine Person zuerst online besser kennenzulernen, bevor man sich auf ein Date einlässt: Nicht wirklich, nein. Vielleicht machen sich Anzeichen einer Bindungsangst bemerkbar, vielleicht aber auch nicht. Cloaking lässt sich also nicht groß vermeiden, was aber nicht heißt, dass es keinen richtigen Umgang damit gibt.

Wenn du standardmäßig davon ausgehst, dass jede Person ein*e Cloaker*in sein könnte und du dich daher auf niemanden einlassen willst, um selbst nicht verletzt zu werden, dann ist dies das perfekte Rezept für eine Bindungsangst. Solltest du also bereits Erfahrungen damit gemacht haben, dann vergiss nicht: Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht deine Schuld gewesen und es gibt nichts, was du noch hättest anders machen können, um zu einem anderen Ausgang zu gelangen. Achte aber darauf, dass du diese negative Erfahrung nicht selbst als Vorwand nimmst, um Menschen wegzustoßen.

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Bildquelle: cottonbro studio via Pexels; CC0-Lizenz