„Das Lederhosen Kartell“: Alexander Gutsfeld packt über die Wiesn aus

ZEITjUNG: Aus journalistischer Perspektive: Was hat dir bei der Recherche am meisten Spaß gemacht?

Alexander Gutsfeld: Ganz klar das Fahren und das Aufnehmen der Leute. Ich habe einfach Geschichten gesammelt. Ein bisschen kam ich mir vor wie in Mario Kart, wenn man rumfährt und versucht, die Münzen aufzusammeln. Bloß mit dem Unterschied, dass die Münzen in dem Fall Leute waren, die gute Geschichten erzählen. Das hat viel mit Instinkt zu tun: Wer könnte spannend sein? Wer könnte mir was Cooles erzählen? Diese Jagd nach guten Geschichten hat sich total cool angefühlt, weil man als Journalist ja vor allem seit Corona viele seiner Protagonisten online findet und dann erst miteinander redet. Es hat sich sehr echt angefühlt, mal wieder auf die Straße zu gehen und seine Gesprächspartner dort zu finden. Das hatte sowas Ungeplantes, Spontanes.

ZEITjUNG: Hast du ein schlechtes Gewissen gegenüber den Protagonist*innen? Viele deiner Passagier*innen waren wahrscheinlich nicht ganz zurechnungsfähig, als sie dir zugesichert haben, dass du sie aufzeichnen darfst.

Alexander Gutsfeld: Sehr gute Frage. (lacht) Im Zuge dieser Recherche haben  ich Leute interviewt, die so offen geredet haben, wie sie sonst nicht mit mir reden würden, weil sie berauscht waren. In der dritten Folge hört man zum Beispiel zwei Männer, die ich in den Puff fahre. Die haben zugestimmt, das Gespräch zu machen. Sie erzählen unglaublich offen, woher sie kommen. Da haben wir uns schon überlegt: Was zeigen wir jetzt und was zeigen wir      nicht?  Dasselbe mit anderen Protagonisten. Das ist immer eine Abwägung: Was ist noch okay, was nicht? Ich trage diese Überlegungen immer mit mir herum.    

ZEITjUNG: Hast du noch einen schockierenden Teaser für die kommenden Folgen parat?

Alexander Gutsfeld: Was mir spontan einfällt, ist eine Sache, die in der sechsten Folge vorkommt. Da geht es nämlich auch um die Mitarbeiter auf der Wiesn, die oft gar nicht klassisch bayerisch sind, sondern Migrationshintergrund haben. Ich habe herausgefunden, dass auf der Wiesn sehr viele Sinti arbeiten, die Schausteller sind, aber ihre Identität seit Jahrzehnten verschweigen und auch kaum mit mir darüber reden wollten, weil sie so viel Diskriminierung erleben, dass sie Angst haben, ihren Stellplatz zu verlieren, wenn öffentlich wird, dass sie Sinti sind. Das wusste ich vorher nicht und fand ich schon sehr krass.

ZEITjUNG: Bist du dieses Jahr wieder als Rikscha-Fahrer dabei?

Alexander Gutsfeld: Dieses Jahr bin ich leider zu stark mit dem Podcast beschäftigt. Vielleicht fahre ich mal einen Tag, falls ich doch Zeit finde. Ansonsten nächstes Jahr wieder!

ZEITjUNG: Vielen Dank für das Interview!

„Das Lederhosen Kartell“ läuft seit dem 17. September 2023 überall, wo es Podcasts gibt. Jeden Sonntag erscheint eine neue Folge.

Bild: © Veit Hebbers