„Das Lederhosen Kartell“: Alexander Gutsfeld packt über die Wiesn aus

Mit „Das Lederhosen Kartell“ haben Alexander Gutsfeld und Studio Bummens einen Podcast über die Schattenseiten der Wiesn produziert. Hauptberuflich Journalist, nebenberuflich Rikscha-Fahrer auf dem Oktoberfest: Im Interview verrät er uns, wie seine zwei Persönlichkeiten ticken und an welchen Stellen sein Enthüllungseifer mit seinem Gewissen kollidiert.

Seit einer Dekade kutschiert Alexander Gutsfeld betrunkene Oktoberfest-Gäste überallhin: ins P1 oder Heart, ins Hotel oder Bordell. Vor mehr als einem Jahr kam ihm die Idee, einen Podcast über diesen Ort zu machen, der so extrem polarisiert. Also war er letztes Jahr wieder als Rikscha-Fahrer unterwegs und hat aufgezeichnet, was seine Passagier*innen ihm anvertraut haben. Zusätzlich hat er allerlei Oktoberfest-Protagonist*innen interviewt und so offengelegt, was sich auf der Wiesn im Verborgenen abspielt.

ZEITjUNG: Was hat dich dazu veranlasst, die Geschichten hinter dem Oktoberfest erzählen zu wollen – muss man die Wiesn lieben oder hassen, um das zu tun?

Alexander Gutsfeld: Als Münchner wird man einfach mit der Wiesn konfrontiert, ob man will oder nicht. Ich war schon als Kind mit meinen Eltern in den Fahrgeschäften und als Jugendlicher dann auch im Zelt. Ich mochte das Oktoberfest immer gern, aber als ich angefangen habe, dort als Rikscha-Fahrer zu arbeiten, habe ich die Wiesn auch von einer anderen Seite kennen- und lieben gelernt, gerade weil es auch dunkle Ecken gibt. Es ist diese Ambivalenz: München, normalerweise sehr bürgerlich und reguliert, wird für zwei Wochen im Jahr zu einer Stadt, in der man krumme Geschäfte machen kann und in der die ganzen Regeln nicht mehr gelten.

ZEITjUNG: Wie hat sich dein Eindruck von der Wiesn durch dein Dasein als Rikscha-Fahrer verändert?

Alexander Gutsfeld: Die Wiesn ist mittlerweile fast schon ein wichtiger Bestandteil meines Jahresablaufs geworden. In diesen zweieinhalb Wochen als Rikscha-Fahrer werde ich beinahe zu einem anderen Menschen. Normalerweise bin ich Journalist, ein bürgerlicher Typ. Als Rikscha-Fahrer ticke ich ein bisschen anders und versuche, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen und so viel wie möglich zu verdienen. Das fand ich auch so faszinierend: Was die Wiesn mit mir macht und was diese Rolle mit mir macht. Es ist eine Art Abenteuer, bei dem ich die Möglichkeit habe, jemand anderes zu sein.

ZEITjUNG: In der zweiten Folge triffst du unter anderem auf den Dealer aus dem Heart, der im Podcast den Namen Alexius trägt. Wie war es für dich, mit ihm zu sprechen?

Alexander Gutsfeld: Spannend! Bei vielen Protagonisten war es erstmal schwierig, sie dazu zu bewegen, überhaupt mit uns zu sprechen. Man muss ihr Vertrauen gewinnen, weil sie natürlich auch Sorge haben, wie sie dabei wegkommen. Das Gespräch mit Alexius, der im realen Leben natürlich anders heißt, war dann super spannend. Er ist ein herausfordernder Gesprächspartner, was man im Podcast vielleicht auch ein bisschen mitbekommt: sehr schnell, sehr intelligent, sehr gewitzt, gleichzeitig auch sehr scharf in seinen Aussagen. Er ist ein Interviewpartner, der einen so ein bisschen austestet. Man merkt, warum er überhaupt so viel Kontrolle über die Polizisten erlangen und so ein großer Dealer werden konnte.