Dating Trend Orbiting

Neues aus der Dating-Hölle: „Orbiting“

Trends in Sachen Liebe, Dating und Sex sind wie Trends in der Mode. Es gibt mittlerweile mehr als 50 Saisons mit immer neuen – oder alten, wieder aufgefrischten – Trends im Jahr auf den Laufstegen. Fast genauso häufig hören wir von neuen Trends in der Dating-Branche. Aus unserem Grundbedürfnis nach Liebe und Nähe hat sich eine Industrie geformt. Nicht doof, denn wir Menschen sind durchschaubare, abhängige Geschöpfe, die trotz jeder Entwicklung immer Liebe spüren wollen werden. Der neueste Trend heißt „Orbiting“.

Wer bei „Ghosting“ schon den Kopf geschüttelt hat, dem wird jetzt schwindlig. Beim „Orbiting“ hat dich eine Person geghostet, die Kommunikation also abrupt komplett abgebrochen, stalkt dich aber weiter auf allen Kanälen. „Ghosting“ gab es schon vor Instagram und Co., denn sich nicht zu melden war auch davor schon möglich. Aber „Orbiting“ ist ein Phänomen unserer Zeit, erst angefeuert durch all die Netzwerke, die uns virtuell verbinden, und gibt Anlass dazu, Social Media einmal mehr zu verteufeln.

 

Für immer auf der Umlaufbahn

 

„Orbit“ heißt übersetzt Umlaufbahn. Die Person, der du gerade noch ein paar Emojis und ein Foto vom Balkon geschickt hast, ist binnen kürzester Zeit so weit weg, dass sie nicht mehr mit dir sprechen muss, bewegt sich aber noch so nah, dass sie dich sehen kann. Sie hat sich geschickt in die perfekte Entfernung begeben, weit weg von Verantwortung: auf deine Umlaufbahn. Da dreht sie Runde für Runde zwischen Instagram Posts mit deinem neuen Date und Snaps vom Urlaub bis sie sich entweder komplett löst oder Bock hat, mal wieder auf deinem Planet vorbeizuschauen.

Stell dir vor, du öffnest wieder einmal seelenruhig und in aller Langweile die Instagram-App, um ein bisschen zu stöbern und Zeit zu verschwenden. Und plötzlich ist er da. Da steht dieser allzu bekannte Name, da ist dieses familiäre Gesicht. Dein letzter Post wurde geliked und deine Story gesehen. Die Person, die dich neulich noch gut fand und sich dann nicht mehr gemeldet hat. Als wäre nichts gewesen. Als hättest du dich nicht gerade erst abgeregt, dich davon entfernt, wütende Nachrichten zu verschicken, und auf das Date mit einem neuen Kandidaten eingelassen. Und so geht das Spiel weiter, wochenlang. Immer und immer wieder taucht der Geist auf, sieht was du tust, und zwingt dich, an ihn zu denken.

 

Liebe ist nichts für Feiglinge

 

Deine Umlaufbahn ist die richtige Distanz, um dir irgendwann mal wieder näher kommen zu können. Die völlige Schwerelosigkeit, die große Freiheit, die komplette Unabhängigkeit scheint viele dann doch abzuschrecken. Sich auf möglichst vielen Umlaufbahnen zu bewegen bewahrt vor dem freien Fall in die Einsamkeit. Wir alle sorgen nur noch für Chancen, die wir irgendwann mal nutzen könnten. Wir bewegen uns nur noch auf Umlaufbahnen, um nie zu nah zu sein, um Schmerz spüren zu müssen, und nie zu weit zu sein, um uns einsam zu fühlen. Dank Social Media können wir uns im ständigen Sicherheitsabstand bewegen und bei anderen und uns selbst trotzdem das vermeintliche Gefühl von Nähe hervorrufen.

Doch die harte Wahrheit ist: Liebe ist nichts für Feiglinge. Wenn wir uns also die richtigen Schmetterlinge wünschen, die einzig wahre rosarote Brille, den echten ersten Streit und den Versöhnungssex danach, dann müssen wir aufhören, unser komplettes Leben in Sicherheit zu wägen, und den Sprung in die Schwerelosigkeit wagen. Liebe passt in keine Apps und keine Trends. Wenn dich also demnächst wieder jemand ghosten oder orbiten sollte, blockier die Person und zwing sie zum Absprung.

 

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