Studierende werfen Hüte

Der Weg zum Erfolg

Abitur, Studium, Arbeit. Das ist der Weg zum Erfolg. Oder zumindest ist es das, was alle sagen.
Nur wenn du ein Abitur hast, kannst du einen guten Job bekommen. Nur wenn du studieren gehst, kannst du viel Geld verdienen. Nur wenn du richtig jung anfängst, ist dein Erfolg etwas Besonderes.

Aber was, wenn du das alles nicht hast oder machst? Wenn Reichtum kein Kriterium für deine Berufswahl ist? Hast du dann versagt?

Auf dem Gymnasium wurde mir beigebracht, dass Ausbildungsberufe nichts für Schüler:innen mit Abitur sind und das ein Studium den einzigen nächsten Schritt auf der Karriereleiter darstellt.

Aber was, wenn ich das gar nicht möchte? Was wenn ich DEN perfekten Studiengang noch gar nicht gefunden habe? Oder was ist, wenn ich gar nicht studieren, sondern lieber eine Ausbildung machen möchte?

Auf der Realschule wird den Schüler:innen eingetrichtert, das eine Ausbildung der einzige „Ausweg“ ist und das ein Abitur meistens überhaupt nicht in Frage kommt.

Und wer hat das Recht genau das festzulegen? Genau! Niemand.

Natürlich gibt es Vor- und Nachteile einer Ausbildung und natürlich ist es in der Gesellschaft hoch angesehen, wenn man ein abgeschlossenes Studium hat. Aber jeder Mensch ist unterschiedlich und kann oder möchte Verschiedenes leisten und erreichen. Und das ist nichts Schlimmes!
Was schlimm ist, ist dass die Gesellschaft jungen Menschen vermittelt, dass sie ihre Träume und Ziele nicht erreichen können. Oder dass diese nicht gut genug sind.

Das Leben ist viel zu kurz, um Dinge zu tun, die unglücklich machen oder um Dinge erst gar nicht zu tun.  
Wegen des Lehrers, der in der 10. Klasse gesagt hat, dass die drei in Geschichte zu schlecht für ein Studium ist. Wegen des Berufswunsches, der „nur“ ein Ausbildungsberuf ist und deshalb dem eigenen Potential nicht gerecht wird. Oder wegen des Studiums, über das überhaupt nicht nachgedacht werden muss, weil die Voraussetzungen dafür fehlen.

All das sind leider reale Vorwürfe mit denen Jugendliche heutzutage konfrontiert werden. In einer Zeit, in der große Entscheidungen getroffen werden müssen, zu denen man vielleicht noch gar nicht bereit ist. Und diese Vorwürfe machen es nur noch schwerer. Sie schließen ganz schön viel von dem aus, was mittlerweile möglich ist.

Durch G8 sind junge Leute nach dem Abitur, im Studium, nach der Ausbildung oder im Berufsleben noch jünger als zuvor. Es ist möglich mit 17 das Abitur, mit 21 den Bachelor und mit 23 den Master abzuschließen und ins Berufsleben zu starten.

Dieser Lebenslauf ist toll, hoch angesehen und bringt den meisten Menschen wahrscheinlich viel Geld ein. Und wenn das jemandes Ziel ist, dann ist das auch super so.

Aber in der Zwischenzeit wurde ganz schön wenig gelebt.

Dieser vorgeschriebene Weg nimmt den jungen Erwachsenen die Zeit, um genau das zu sein: Jung. In dieser Zeit dürfen schlechte Entscheidungen getroffen und sich auch nochmal umentschieden werden. So auch in der Berufswahl. Ohne, dass dadurch die gesamte Zukunft als ruiniert angesehen wird.

Die eigenen Ziele zu verfolgen und ehrgeizig zu sein ist wichtig und führt am Ende zum Erfolg. Aber ob dieser Erfolg jetzt oder erst zwei Jahre später eintritt, ist nach 40 Jahren Arbeitsleben dann doch irgendwie auch irrelevant.

Jeder und jede muss für sich selbst entscheiden, was ihn oder sie erfolgreich macht und zu welchem Zeitpunkt dieser Erfolg eintreten soll.

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Bildquelle: Pixabay auf Pexels; CC0-Lizenz