Repost: Muss mich mein Beruf glücklich machen?
Es sind unsichere Zeiten. Und keine Frage: Wer nicht um seinen Job bangen muss, kann sich glücklich schätzen. Aber gerade aus den aktuellen Gegebenheiten können sich auch Chancen ergeben. Zum Beispiel kann man die Zeit nutzen um sich zu fragen, ob der eingeschlagene Berufsweg das ist, was man wirklich will. Ein Auszug aus unserem Beitrag „12 Fragen, 12 Antworten: Muss mich mein Beruf glücklich machen?„
„Normalerweise stelle ich hier die Fragen“, sagt Ingo Ostgathe und lacht. Der Psychologe aus München hat sich auf den Bereich berufliches Coaching spezialisiert. Er berät Menschen, die in ihrem Berufsleben nicht mehr weitermachen wollen oder können. ZEITjUNG hat mit ihm über das Arbeiten gesprochen, darüber, warum es häufig unglücklich macht, und was man daran verändern kann.
Was ist ihrer Erfahrung nach der Grund, warum Menschen unzufrieden mit ihrem Beruf sind?
Das mag jetzt nach Psychologen-Klischee klingen, aber ein wichtiger Grund ist natürlich die Kindheit. Wir bekommen von klein auf bestimmte Rollenbilder zugeteilt, mit denen wir uns vielleicht gar nicht identifizieren können. Außerdem benötigt man Vorbilder, an denen man sich orientieren kann.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist unser Schulsystem, das eher nach konformer Leistung als nach individueller Entwicklung strebt. Kinder sollen in allen Fächern gut sein. Eigentlich würde es mehr Sinn machen, zumindest aus meiner Sicht, das Kind in seinen jeweiligen Stärken zu fördern. Man lernt also von klein auf, fremden Zielen hinterherzulaufen und nicht auf sich selbst zu hören. Das führt im Laufe des Lebens häufig zu Unzufriedenheit.
In welchem Alter kommen die meisten Leute zu Ihnen?
Mir fallen drei Phasen auf. In der Schulzeit findet die erste Orientierung statt, diese ist noch stark von den Elternwünschen geprägt. Meistens kommt der zweite Schwung, wenn man auf die 30 zugeht. In diesem Alter haben die Meisten bereits einen festen Job, in dem sie sich auch halbwegs wohlfühlen. Dennoch fragen sich viele: War es das jetzt? Der nächste Umbruch kommt dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Mit 50 kommen viele Menschen an den Punkt, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen, sowohl beruflich als auch privat.