Durchgesuchtet: die erste deutsche Sadcom „MAPA“

Was wäre, wenn? Wie wäre das Leben mit Kind? Unsere Vorstellungen von Elternschaft sind meist noch keine persönlichen, fragen wir bei unseren Eltern und Großeltern nach, sehen wir den immer gleichen verklärten Blick auf eine in leuchtenden Farben schillernde Vergangenheit. „Es war so toll mit dir und deinen Geschwistern.“ Die Wahrheit erzählt einem ja wieder niemand. Das dachten sich auch die Macher der ersten deutschen Sadcom „MAPA“. Die Serie erzählt das Eltersein so schonungslos, schamlos und ehrlich, dass beim Zusehen still und heimlich auch ein wenig die Angst vor dieser Zeit verschwindet. Das Konzept ist so einfach wie grandios: Die rosarote Brille wird im Kreißsaal erst gar nicht aufgesetzt und so zeigt sich, frei von jeder Fassade, ein ungeschminkter Alltag mit Kleinkind und jeder Menge Liebe.

Witwer, 30 Jahre, alleinerziehend mit Kleinkind

Das ist Metin. Drehbuchautor bei einer Dailysoap, schlacksige Figur, ruhig und konfliktscheu. In einer Beziehung mit Emma. Rötlicher Lockenkopf, loses Mundwerk, knallhart ehrlich und spontan, chaotisches Arbeitsleben und unheimlich witzig. Ganz großer Gegensatz, ganz große Liebe. Gekrönt von Lene, glucksende Lebensfreude. Dann plötzlicher Tod von Emma. Stillstand. Lebensveränderung. Chaos. Aus Mama und Papa wird Mapa. Metin, zweigeteilt, beim Versuch das Beste beider Welten in sich zu vereinen. In der Wohnung: Verschütteter Kaffee, Babykotze, Homeoffice, Schnuller, Dreckwäsche, Windelwechsel, dazu viel zu hohe Erwartungen, gut gemeinte Ratschläge aus dem Freundeskreis, eine penetrante Mutter und über allem stehend die schier überwältigende Trauer um die Liebe des Lebens. Metin erlebt eine solche Überforderung, dass man sich beim Zuschauen wünscht, er möge sich in eine Decke einrollen und weinen dürfen. Doch da ist etwas, das die Erfüllung dieses Bedürfnisses verwehrt, es sitzt erste Töne glucksend auf dem Teppich: Lene.

Wir kriegen das schon hin!

Der kleine Blondschopf, noch wenig Ahnung vom Leben, dafür umso mehr Erwartungen und Forderungen an sein verbliebenes Elternteil. Die Wohnung mag optisch mit Hempels‘ konkurrieren, doch der Tochter fehlt es an absolut nichts. Stundenlange Spaziergänge durch die nächtliche Großstadt, eingekuschelt in Metins Jacke, Spielplatz, Fiebermessen, Pausenbrot schmieren, Kuscheln im Bett. Das kleine Menschenkind ist neuer und einziger Mittelpunkt im Leben des Dreißigjährigen, per Babyphon begleitet es sogar die Geburtstagsfeier in der naheliegenden Shishabar.

Die schier unendliche Vaterliebe Metins wird in vielen Szenen deutlich, die Tochter scheint der einzig angenehme Mensch zu sein, der in dieser Zeit nicht zu nahe treten oder mangelndes Feingefühl zeigen kann. Denn die Leistungsgesellschaft ignoriert die Belastung weitestgehend, Metin soll wieder funktionieren, feiern, arbeiten. Doch es geht nicht, muss auch nicht sein, möchte man dem Alleinerziehenden, seinen hängenden Schultern, den vielen Tränen in all den Folgen zurufen. Es ist in Ordnung, nicht perfekt zu sein. Die erste deutsche Sadcom „MAPA“ ist eine Hommage an über- und geforderte Alleinerziehende und alle, die doch nur das Beste für ihr Kind möchten.

Sie ist eine Umarmung in Serienform, tröstet und flüstert ins Ohr: „Wir kriegen das schon hin!“ Unbedingt anschauen (joyn.de) und lachend Tränen vergießen. Auf das Leben!

Bildquelle: ©Joyn/Carolin Weinkopf