Die Gen Z sagt immer öfter Nein zu Alkohol: Was hat sich geändert?

Man kennt’s: Abends geht man gemeinsam mit Freund*innen in die Kneipe und beim netten Plausch orgelt man sich nebenbei noch ein Bier rein. Immer mehr junge Leute der Gen Z verlieren jedoch das Interesse an Alkohol. Fragt sich nur noch: Warum?

Ein Report des US-Instituts für Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit (NIAAA) zeigt, dass der Konsum von Alkohol bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen seit den frühen 2000ern deutlich zurückgeht. 

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup bestätigt diesen Trend. Laut dieser geben Menschen unter 35 Jahren heute häufiger an, keinen Alkohol zu trinken: Vor 20 Jahren waren es noch 72 Prozent der Erwachsenen unter 35 Jahren, die angaben, Alkohol zu konsumieren. Inzwischen sind es nur noch 62 Prozent. Die Umfrage erschien im Jahr 2023

Auch in Deutschland verliert die Gen Z scheinbar das Interesse an Bier, Wein und anderen Sorten von alkoholischen Getränken.

Die Gen Z verliert auch in Deutschland das Interesse an Alkohol. (Quelle: Statista)

Was sind die Gründe für diesen Rückgang?

Dr. Peter Heepe, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, nennt gegenüber ZDFheute vor allem die verstärkte Präventionsarbeit der vergangenen Jahre als einen der Gründe für das sinkende Interesse an Alkohol. 

  • Dazu zählen Projekte und Kampagnen wie die „Aktionswoche Alkohol“, die mit dem Slogan „Alkohol? Weniger ist besser“ für einen gemäßigten Konsum wirbt.
  • Die kommunale Arbeit in Schulen und Jugendeinrichtungen leiste ebenfalls ihren Beitrag. 

Das sinkende Interesse an Alkohol könnte allerdings auch an einer stillen Suchtverlagerung liegen: Laut Heepe habe der Konsum von Cannabis bei 18- bis 25-Jährigen zugenommen.

Alkohol ist nicht mehr so „cool“ wie früher

Die öffentliche Wahrnehmung von Alkohol hat sich ebenfalls stark gewandelt. George F. Knoob, Direktor des NIAAA erklärte in einem Statement (via Time): „Es ergibt Sinn, dass ältere Trinkende mehr trinken, da die Babyboomer-Generation in einer ausgeprägteren Trinkkultur aufgewachsen ist.“

Früher wurde das Trinken von Alkohol stark mit dem Erwachsensein assoziiert, sagt Sybil Marsh (via Time). Sie ist eine Ärztin, die sich auf Familienmedizin und Suchterkrankungen spezialisiert.

„Es gab eine Zeit, in der Alkoholkonsum als Zeichen von Reife und als etwas Anspruchsvolles galt. Heute ist es jedoch nur noch eine von vielen Möglichkeiten, sich zu entspannen.“

Sybil Marsh

Junge Leute verbringen weniger Zeit miteinander

Gleichzeitig fehlt es vielen jungen Menschen an Gelegenheiten: Junge Menschen verbringen heute viel weniger Zeit mit Freunden als früher, wie eine Analyse des US-Gesundheitsministeriums zeigt. 

  • Waren es im Jahr 2003 durchschnittlich noch 30 Stunden pro Monat, sind es 2020 nur noch 10 Stunden gewesen.

Es kommt also nicht mehr so häufig vor, dass junge Leute Zeit miteinander verbringen, bei der es zu einem Trinkgelage kommen könnte.

Ein gesunder Lifestyle wird immer wichtiger

Marsh ergänzt außerdem, dass junge Generationen viel mehr Interesse an einem gesunden Lifestyle haben. „Wenn man sich die Alkoholwerbung anschaut, gehen sie heute nicht so weit zu behaupten, dass Trinken gesund sei“, sagt sie. Vielmehr wird suggeriert, dass er Teil eines gesunden Lebensstils sein könne – „im Gegensatz zum Marketing der Generation X, das eher nach dem Motto ‚hart feiern‘ lief.“

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