Die Masche hinter „Temu“: Fatale Gründe für Top-Preise
Kalkulierte Scamming-Methoden
So harmlos ist das Ganze allerdings nicht. Aufgrund seiner Tiefpreis-Angebote macht Temu bei jeder Bestellung einen Verlust von 25 US-Dollar und müsste sich demnach dauerhaft im Minus befinden. Der Anschein eines absoluten Schuldengeschäfts löst sich aber rasch auf, sobald man sich zum Beispiel näher mit den Cookie-Datenschutzrichtlinien auseinandersetzt.
Diese gewähren Temu unter anderem Zugriff auf Informationen wie Profildaten und Links zu anderen Social Media Accounts. Benutzergenerierte Inhalte (sprich: Ton- und Videoaufnahmen) sowie Bankdaten und Identifikationsnummern sind dann ebenfalls einsehbar.
Außerdem fordert das Unternehmen die Zugangsberechtigung für die Kamera, sowie das Mikro und Adressbuch der User*innen. Die chinesische Regierung verfügt dahingehend über sämtliche Daten einer Person, die sie nun für eigene Zwecke nutzen kann. Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass mit besagten Informationen auf dem Schwarzmarkt gehandelt wird.
Wiederum resultiert das möglicherweise in einem fremden Zugriff auf das eigene Bankkonto.
Potenzielle Menschenrechtsverletzung durch Zwangsarbeit
Das oben aufgegriffene Scamming ist nur einer der Indikatoren dafür, dass das Wohl des Individuums nicht an erster Stelle für den Konzern zu stehen scheint.
Es wird unter anderem von hyperaggressiven Arbeitsstrukturen und einer 996-Kultur (Arbeitszeiten von 9:00 Uhr morgens bis 9:00 Uhr abends an sechs Wochentagen) berichtet. Das mag schon abschreckend genug klingen. Jedoch handelt es sich hier noch um die Umstände der offiziell angestellten Mitarbeiter*innen der Firma. Temu bezieht seine Ware aus zahlreichen Produktionen, was einen Überblick über die Arbeitsbedingungen jedes einzelnen Standorts erschwert. Zwar beteuert das Unternehmen, bestimmte Standards für die Angestellten und Subunternehmen der Hersteller einzufordern. Doch Beweise für eine Überprüfung der Berücksichtigung dieser Vorgaben legt Temu nicht vor.