„Eure Dummheit kotzt uns an!“

Von Gidon Wagner

Wenn einer von einem anderen etwas wissen will, dann ist er wohl ein bisschen dümmer als sein Gegenüber. Und wenn das Gegenüber dann keine Antwort hat, geht man eben ins Internet und fragt dort weiter. Doch da gibt es die Wächter der schlauen Fragen, zum Beispiel des SZ-Magazins. “Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten? Das Internet beweist das Gegenteil”, möchte die Elite des deutschen Journalismus den Lesern weis­ma­chen – und setzt auf Gelächter. Fehlanzeige. Aufmerksame Leser haben brav ihre Kommentare unter den Beitrag gepostet und geben zu: “So blöd finden wir die Fragen gar nicht.”

Zugegeben, manche Fragen im Netz machen nachdenklich: “Ich habe einen ganzen Eiswürfel geschluckt, und er ist noch nicht wieder rausgekommen. Was tun?”, fragt jemand auf Yahoo USA (wohl frei übersetzt), und SpSpringer möchte auf gutefrage.net wissen: “Meine Freundin will Schluss machen, ich auch, was sollen wir tun?”. Antworten auf diese Fragen kann man wohl nicht mal mehr ergoogeln. Anders sieht es da mit Fundstücken wie “Gibt es in Kanada Vögel?” aus, oder mit Kalibern wie “Kann man echt Gewicht verlieren, wenn man seinen Bauch reibt?” Hier waren die Fragenden aber wohl mehr zu faul, nachzudenken, als wirklich zu blöd. Dumm nur für die These dieses Beitrags, dass der Effekt derselbe ist.

 

Gar nicht so blöd

 

Vermeintlich dumme Fragen wie “Haben Zebras eigentlich weiße oder schwarze Streifen?” finden ihre Antwort jedenfalls in der Wissenschaft: Weiß! Die Streifen sind weiß. Dafür musste die FAZ aber erst Susanne Åkesson von der Universität in Lund befragen und nutzt die Gelegenheit, einen eigenen Wie-blöd-ist-das-denn-Artikel mit dem selben Ha-ha-ha-Tenor herauszubringen.

Nach dem Motto “Dumm ist sexy” haschen Medien nach Klicks und Zuschauern. Bei all der Lust auf Aufmerksamkeit laufen wir in der Öffentlichkeit aber in die Falle, wenn wir mit der vermeintlichen Blödheit von Fragen hausieren gehen wollen. In ihren Online-Leserbriefen versuchen Leser des SZ-Magazins der Redaktion mit etwas Nachdenken und Recherche auf die Sprünge zu helfen: Die angeblich blöde Frage “Wieso sieht man auf Fotos anders aus als im Spiegel?” löst Kommentator Kilroy Peers unter dem Beitrag des SZ-Magazins auf, denn “im Gegensatz zum Spiegel, der uns dreidimensional abbildet, sind Fotos nur zweidimensional, wodurch Körper und Gesicht flächiger wirken, als sie in Wirklichkeit sind. Dazu kommt noch der Blickwinkel: Im Spiegel betrachtet man sich selbst immer aus derselben Perspektive, nämlich auf Augenhöhe”. Auch der Brüller “Wie lange ist eine Seifenblase haltbar?” führt auf Nutzer-Recherche hin zu Fragen, die sich auch die Wissenschaft stellt.

 

Bin ich dumm?

 

Wer im Netz vermeintlich dumme Fragen finden möchte, braucht keine Ausbildung bei der Zeitung. Es ist auch nicht schwer, besonders lustige Fragen zu finden. Auf Verdacht landet man mit den absurdesten Fragestellungen bei Google-Suggest einen Volltreffer. Es wurde wohl schon alles gefragt, was man sich vorstellen kann, von “Bin ich ein Eichhörnchen?” über “Wie viele Pfoten hat ein Hase?” bis zu “Was ist meine Augenfarbe?”. Dumm sind die Fragen aber nicht. Sie sind einfach lustig. Schwerer ist es wahrscheinlich, sich selbst die Frage zu stellen: “Bin ich dumm?” Wer sich das fragen kann, ist wirklich schlau.

Eine sehr unterhaltsame Top 10-Liste der besten Fragen hat übrigens auch die gutefrage-Community unter http://www.gutefrage.net/gutgefragt/topten veröffentlicht. Hier wurde so manche eigentümliche Frage beantwortet, die sich fast jeder schon mal gestellt hat.

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Bildquelle: Screenshot