Studie: Warum sind wir eifersüchtig?
Es fing im Kindergarten an: Lilli aus der Hasengruppe hat den schöneren, tolleren, besseren Lolli als du. Weiter ging es in der Mittelstufe, als die Klassenkameradin, ebenfalls vom Typ „Lilli“, schon wieder den heißesten Typen des Jahrgangs abbekommen hat. Und leider ist es nach der Pubertät kein bisschen besser geworden: Bis heute erleben wir täglich Situationen, in denen wir mit spontanen Eifersuchtsanfällen konfrontiert werden. Klar, wir sind jetzt erwachsen und auch klar, wir stehen da vollkommen drüber – aber ganz tief drinnen regt sich leider doch noch etwas und sagt dir: „Verdammt, warum sie, warum nicht ich?“
Das Spiel endet ja nicht bei der Eifersucht. Denn die gute alte Tante Eifersucht verwandelt sich schneller als man denkt in ungesunden Kontrollzwang – und ganz plötzlich bist du die Alte, die zehn mal am Tag ihren Freund anruft, „nur um mal zu fragen, wie’s dir geht.“ Das hat Eifersucht also aus uns gemacht. Dass diese Art von Sucht ein verdammt großes Thema in unserer Gesellschaft ist, zeigt eine Studie der Amerikaner Melissa Falles und David Frederick: Die beiden Wissenschaftler haben sich mit dem Thema beschäftigt, wen eigentlich welche Situationen mehr stören – und mit „wen“ sind natürlich Männer und Frauen gemeint, mit Situationen sprechen die Forscher von Fremd-Sex und Fremd-Liebe, also sexuelles und emotionales Betrügen in einer Beziehung.
Ergebnisse, wie vor 1.000 Jahren
Das Ergebnis: Männer haben es nicht so gern, wenn ihre Freundin einen Anderen abschleppt. 54 Prozent fänden das nicht so geil – im Vergleich dazu nur 35 Prozent aller befragten heterosexuellen Frauen. Der Rest hätte ein größeres Problem damit, emotional betrogen zu werden, also mit mehr als nur Sex. Homo- und bisexuelle Befragte verhielten sich prozentual ähnlich wie die befragten heterosexuellen Frauen: Liebe ist wichtiger als Sex. 2015 ist das dann doch ein Ergebnis, das einen aufhorchen lässt. Sind wir immer noch eine Gesellschaft, in der ein Großteil der Männer Sex vor Liebe stellt? Und Frauen, ganz dem Klischee nach, ihrem Mann den Seitensprung verzeihen, wenn er sie doch bloß nicht verlässt?
Falles und Frederick erklären den Zusammenhang ganz einfach mit Evolution: Das oberste Ziel des Mannes sei es, sich fortzupflanzen, also seine Gene weiterzugeben. Frauen hingegen wollen einen Mann an ihrer Seite, der dafür sorgt, dass die Nachkommen überleben. Diese beiden evolutionären Grundvoraussetzungen sorgen also, wenn man den beiden Wissenschaftlern Glauben schenken möchte, dafür, dass das Ergebnis der Studie so archaisch anmutet. Frauen legen Wert auf Bindung, ergo Schutz der Nachkommen. Und Männer eher auf die Anzahl der Nachkommen. Daraus folgt dann der unterschiedliche Stellenwert von Liebe und Sex in Beziehungen. All das natürlich nur im Licht der Studie betrachtet, also rein evolutionär betrachtet. Der Realitätsbezug bleibt fraglich, zumindest für uns, die ach-so fortschrittliche Generation Y.
Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!
Bildquelle: Leo Hidalgo über CC BY 2.0