Ein Paar schaut sich lachend an. Bild: Unsplash

Eine Idee Liebe: Ist die Liebe ein Gefühlsunfall?

Der deutsche Philosoph Richard David Precht verknüpft diese These mit dem Fachbegriff des Spandrels. Spandrels beschreiben die Leerräume eines Torbogens (etwa in einer Kathedrale), die in einem spitz zulaufenden Dreieck münden. Das erbaute Ziel ist zwar der Torbogen, jedoch entsteht dabei zwangsweise immer auch ein Leerraum – ein sogenanntes Dreiecksgebilde. Angewendet auf die Evolutionsgeschichte hieße das, dass die Natur etwas hervorbringt, wie etwa die steigende Intelligenz des Menschen und sich daraufhin der Glaube zu Gott herausbildet hat. Dieser war zwar niemals Ziel dieser Intelligenzstufe, jedoch ist dieser Glaube aus der Fähigkeit heraus entstanden, über sich und den eigenen Platz in der Welt nachzudenken. Gemeint sind damit also biologische Merkmale, die nicht für das Bestehen einer Art notwendig sind. Diese Eigenschaften sind demnach auf gewisse Weise überflüssig. Angewendet auf die Liebe hieße das, dass sie niemals einen Sinn und Zweck verfolgte, zumindest nicht in unseren Paarbeziehungen, sie sich aber dennoch als Folge eines anderen Umstands herausbildete. Richard David Precht beschreibt das so:

„Die Mutter-Kind-Beziehung ist der Torbogen, die Liebe zwischen Mann und Frau das Dreieck. In diesem Sinne wäre unsere Fähigkeit zur Liebe zwischen den Geschlechtern zwar das Ergebnis einer Anpassung, aber einer Anpassung, die nicht zwingend notwendig war.“

Richard DAvid Precht

Am Ende werden wir wohl nie mit Sicherheit sagen können, wo das Phänomen <Liebe> herkommt, zumindest nicht nach aktuellem Stand. Doch gibt es Theorien, die plausibler sind als andere. Schließlich bleibt die Liebe ein schönes Geheimnis, um das sich wohl auch in 1.000 Jahren noch Sagen und Mythen ranken werden. Und feststeht: Was zunächst eine Anpassung oder ein zufälliges Nebenprodukt einer anderen Ursache war, hat sich zu einem Selbstläufer entwickelt und vielleicht sogar eine eigene Evolution ausgelöst. Schließlich sind die auf der Liebe beruhenden Eigenschaften wie Empathie und Fürsorge für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft nicht gerade unpraktisch.

Inspiriert von dem Buch „Liebe – ein unordentliches Gefühl“ von Richard David Precht

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Bildquelle: Giorgio Trovato von Unsplash, CC0-Lizenz