Ein Paar schaut sich lachend an. Bild: Unsplash

Eine Idee Liebe: Ist die Liebe ein Gefühlsunfall?

In der Evolutionsforschung nach dem Ursprung der Liebe zu suchen, ist wie im Nebel Brücken zu schlagen. Dabei kommt vermutlich nichts sonderlich Gutes bei raus. Wir wissen nicht, ob sich die Liebe zwischen Mann und Frau deshalb herausgebildet hat, um die Aufzucht des Nachwuchses zu garantieren. Wir wissen nicht einmal, ob die heterosexuelle Liebe überhaupt ein Deshalb hat.

Aber warum gibt es sie denn dann, die Liebe?

Vermutlich kommen wir der Sache näher, wenn wir uns bei der anderen Fraktion umsehen. So wird laut einigen Soziolog*innen die Biologie von der Kultur überschattet. Alles ist demnach in irgendeiner Form anerzogen. Und so ist auch die Liebe nur ein konstruiertes und aufgebauschtes Gefühl, dass wir irgendwann einmal erlernt haben. Und schwupps sind wir mittendrin im Thema: Der allzeit geführten Sex- und Gender-Debatte. Aber so tief in die Thematik möchte ich gar nicht einsteigen. Schließlich geht es nicht um Geschlechterrollen, sondern um die Liebe selbst. Aber auch hier gilt, was für die Geschlechter gelten soll. Die Liebe ist demnach ein vom Menschen hergestelltes Konstrukt, dass die Biologie überlagert. Doch auch dieser Denkansatz verfehlt den Kern der Thematik haarscharf. Die Liebe mit dem Satz ‚Alles ist Chemie‘ abzutun oder sie als reines Konstrukt zu verklären, ist wohl beides nicht ganz richtig. Es sollte weder unsere Genetik außer Acht gelassen werden, noch sollten die Machtstrukturen unserer Kultur unterschätzt werden. Denn beides für sich alleingenommen macht wenig Sinn, aber zusammengenommen befähigt es uns einen ganzheitlicheren Blick auf das Themenfeld zu werfen. Unter diesem Aspekt lässt sich Folgendes besser verstehen.

Die Liebe – Ein Gefühlsunfall

Es gibt Menschen, die behaupten, die Liebe sei aus dem Sex heraus entstanden. Dies entspricht jedoch nicht mehr dem aktuellen Wissensstand der Forschung. Denn man kann auch Sex haben, ohne zu lieben. Und umgekehrt. Ebenso kann man Sex haben, ohne einen Kinderwunsch zu hegen. Kondomen sei Dank! Sex und Liebe und Fortpflanzungswille sind demnach voneinander unabhängige Variablen. Für das Fortbestehen einer Art und aus evolutionsbiologischer Sicht braucht es die Liebe nicht. Deshalb macht es für die Natur auch keinen Sinn, die Liebe mit dem Sexualtrieb zu koppeln.

Aber wie sieht es eigentlich damit aus, den Ursprungsort der Liebe in der Mutter-Kind-Beziehung anzusiedeln? Denn gerade diese scheint auch bei unseren näheren Verwandten, den Menschenaffen, stark ausgebildet zu sein und geht über das reine Aufzuchtprogramm hinaus. Zwischen Mutter und Kind scheint sich ein Band herausgebildet zu haben, das so ursprünglich ist, dass es mit keinem Gefühl der Welt korreliert. Laut Forschung suchen wir im Alter eben nach diesem Gefühl, das wir als Kind in der Beziehung zu unseren Eltern erfahren haben. Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Fürsorge bricht sich im heranwachsenden Alter Bahn. Durch die enge Bindung zwischen Mutter und Kind soll sich demnach die zwischengeschlechtliche Liebe herausgebildet haben. Als sozial agierende Lebewesen haben wir in unserer Kindheit erfahren, was Liebe ist und dieses Gefühl hat sich im Laufe der Zeit zu einem universalen Gefühl verselbstständigt. Demzufolge ist die Liebe nichts weiter als ein Nebenprodukt der Eltern-Kind-Beziehung. Sie war nie unbedingt Ziel und Zweck der Natur, aber sie ist trotzdem entstanden und geblieben, weil sie nicht zum Aussterben der Arten geführt hat. Laut dieser Theorie wäre die Liebe nichts weiter als ein Gefühlsunfall oder auch ein glücklicher Zufall.