Frau lesend am See

Eine Idee Liebe: Simone de Beauvoir und die Utopie der Liebe

Ein schwieriges Ideal

Das Konzept funktionierte für beide zunächst gut, doch mit der Zeit schien Simone immer mehr darunter zu leiden. Sie und Sartre interpretierten die Idee der Offenheit scheinbar ziemlich unterschiedlich. Denn wo Simone in ihren Briefen diskrete Ehrlichkeit nutzte, schmückte Sartre seine Nächte mit seinen Geliebten in den schrillsten Farben aus. Das war verletzend und wurde von Simone nur selten kommentiert. Feministinnen, die Sartres Briefe später lasen, beschreiben seine Ausführungen als herablassend bis hin zu grausam gegenüber Simone. Da half es auch nichts, dass die beiden sich ihr gesamtes Leben lang siezten. Rückblickend wirken viele Briefe super passiv-aggressiv. Er leitet sie zärtlich ein, gibt ihr Kosenamen. Dann folgen fast schon pornografische Schilderungen der Nächte mit seinen Geliebten. Im Anschluss bittet er sie seine Wäsche in die Reinigung zu bringen und schließt dann wieder mit einer Zärtlichkeit. Schönes Beziehungsmodell habt ihr da.

Doch auch Simone lebte sich aus. Sie unterhielt Beziehungen zu Männern und Frauen gleicher Maßen und ab und an hatten auch beide gleichzeitig eine Affäre mir derselben Person. Dabei wirken viele der Dreiecksbeziehungen fast wie ein böses Spiel. Sartre warf ein Auge auf eine junge Frau. Simone verführte sie und stellte sie Sartre vor, der fing ebenfalls eine Affäre mit ihr an. Hatte er genug von einer seiner Frauen, dann bat er Simone schon mal um Hilfe. Seine Geliebte sei anstrengend geworden, ob sie sie nicht abwimmeln könne. Praktisch, so eine Partnerin in Crime.

Simone de Beauvoir. Bild: Wikimedia