Eine Idee Liebe: Warum wir mehr über gelingende Liebe sprechen sollten

Die romantische Liebe ist zum zentralen Motiv unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?

Wir sitzen im Café, Maja erzählt von ihrem Streit mit ihrem Freund. Sie weiß nicht, ob es noch wirklich Sinn macht mit ihm und der Beziehung. Ich rühre mit dem Löffel in meinem Kaffee und höre derweil gespannt zu. Als wir das Thema bis zu Ende durchgekaut haben, sagt sie: „so jetzt aber genug von mir, erzähl mal, wie läuft`s denn bei euch beiden so? Irgendwas Neues?“ Mir wird plötzlich unbehaglich zumute, es läuft gut, was soll ich da viel erzählen?

Ich habe das Gefühl, dass mein vergleichsweises stabiles Liebesleben mit ihrer Geschichte nicht mithalten kann. Gleichzeitig möchte ich Maja nicht vor den Kopf stoßen, dass zwischen uns alles gut läuft, während bei ihr die Beziehungsfrage im Raum steht. Wir kommen bald auf ein anderes Thema zu sprechen und halb schäme ich mich dafür, dass mein Leben von außen betrachtet, so langweilig, so undramatisch zu sein scheint.

Aber warum ist das eigentlich so? Wieso gelten gelingende Beziehungen, ohne einschneidenden Höhepunkt als gemeinhin langweilig? Und führt das nicht dazu, dass man irgendwann anfängt, nach Problemen zu suchen, wo keine sind?

Ich selbst empfinde meine Beziehung als ganz und gar nicht langweilig. Zusammen erleben wir die coolsten Abenteuer, die ich mich ohne ihn nie getraut hätte. Und doch hat jeder von uns seinen Freiraum und geht seinen eigenen Hobbys nach. Unsere Beziehung ist aufregend, daran besteht kein Zweifel, aber es befriedigt eben nicht das Verlangen nach Klatsch und Tratsch.

Von klein auf wachsen wir mit Geschichten auf. Wir begleiten die Helden bei ihren Abenteuern, bangen um sie und freuen uns, wenn am Ende doch noch alles gut ausgeht, gerade noch so, versteht sich. Vor allem Liebesgeschichten laufen fast immer nach demselben Schema ab: Eine unglückselige Begebenheit hindert die Liebenden, zueinander zu finden und haben sie den Konflikt schließlich überwunden, endet die Geschichte á la „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Klappe zu. Doch kaum einer erzählt, wie das Ende dieser Tage aussehen soll.

Oder in Ursula K. Le Guins Worten gesprochen: „Die meisten Romane übers Verlieben erzählen nicht von der Ehe, und die meisten Romane übers Erwachsenwerden erzählen nicht vom Erwachsensein.“ Wer will schon einen Film sehen, in dem alles glatt läuft?