Heimweh

7 Dinge, die du an Deutschland null zu schätzen weißt – bis du sie nicht mehr hast

Es gibt sicher viele Hinsichten, in denen man sich über Deutschland beschweren kann. Was man dabei aber oft vergisst, ist, dass wir allein aufgrund unseres Wohnsitzes in Deutschland zu den privilegiertesten Menschen der Welt gehören. Also: Was ist gut daran, in Deutschland zu leben?

1. Die Infrastruktur

In Deutschland ist es so schön einfach, von A nach B zu kommen – nur ist einem das nie bewusst, weil man damit beschäftigt ist, sich über die Verspätungen der Deutschen Bahn aufzuregen. Aber ganz ehrlich: Sobald man in einem Land wie Costa Rica ist, in dem die Schnellstraßen einspurig sind und ein Bus vier Stunden braucht, um eine Strecke von 50 Kilometern zurückzulegen, wünscht man sich die deutsche Bahn mit all ihren harmlosen zwei-Stunden-Verspätungen zurück.

2. Man kann problemlos in jedes andere EU-Land ziehen

Einer der wichtigsten Punkte: Deutschland ist ein Teil der EU, und jede*r deutsche Bürger*in hat das Recht, in einen anderen EU-Staat einzureisen sowie dort zu leben und zu arbeiten. Das scheint für uns immer so selbstverständlich zu sein – aber wenn man in andere Gebiete der Welt reist, in denen kein Staatenbündnis mit einer solchen Regelung existiert, realisiert man, dass dieses Recht auf Freizügigkeit alles andere als selbstverständlich ist. Wenn ich wollte, könnte ich morgen nach Spanien oder Schweden ziehen und einfach anfangen, dort zu arbeiten. Wie cool ist das bitte?

3. Keine ekligen Tiere

Okay, zugegeben, auch in Deutschland bleibt man nicht vollkommen verschont von Spinnen, Raupen und Käfern. Aber sobald man einmal in seinem Leben wirklich große, eklige Tiere sieht, realisiert man, wie lächerlich klein die Tierchen, die uns in Deutschland das Leben schwer machen, eigentlich sind. Und abgesehen davon, dass Spinnen und Käfer in Deutschland ziemlich klein sind, gibt es viele andere Arten schlichtweg einfach nicht. Oder hat in eurer Wohnung schon mal eine Kakerlake gewütet oder ein Gecko an der Wand geklebt? (nicht, dass Geckos eklig wären. Aber dass sie in den eigenen vier Wänden herumtoben, will man dann vielleicht doch nicht.)

4. Keine korrupten Polizist*innen

Was die Strukturen der deutschen Polizei betrifft, gibt es sicherlich mehr als genug Probleme. Was man Polizist*innen in Deutschland aber glücklicherweise nicht vorwerfen kann, ist, dass sie korrupt sind. Während der letzten Wochen habe ich Stories gehört, die eigentlich kaum zu glauben sind, wenn man bedenkt, dass es sich bei der Polizei um ein staatliches Organ handelt. Diese Geschichten haben sich in den verschiedensten Ecken der Welt zugetragen: in Mexiko, in Peru, in Malaysia, in Thailand oder Kambodscha. Und sie laufen alle nach einem bestimmten Schema ab. Wenn du Glück hast, wirst du in keine Angelegenheit verwickelt, die mit Drogen zu tun hat und dementsprechend richtig teuer wird. Also, wenn du Glück hast, wirst du nur von Polizist*innen angehalten, weil man angeblich nach null Uhr nicht mehr draußen sein darf (obwohl man es darf) oder weil du angeblich zu schnell gefahren bist (obwohl du nicht zu schnell gefahren bist). Wenn du Glück hast, gibt es also tatsächlich irgendeinen Vorwand, unter dem du viel, aber nicht extrem viel Geld zahlen musst. Wenn du Pech hast, kommt einfach irgendein*e random Polizist*in zu dir, wedelt mit einer Tüte Gras vor dir herum und sagt etwas nach dem Motto: „Oh, was haben wir denn da? Ein Päckchen Gras? Hmmm, das dürfte aber teuer werden!“ – und du musst blechen, wenn du nicht im mexikanischen Knast landen willst.

5. Günstiger Alkohol und günstige Lebensmittel

Ich weiß, dass sich viele Leute auch in Deutschland gern über die steigenden Lebensmittelpreise beschweren – aber in Wahrheit bezahlt man in Deutschland so lächerlich wenig für Lebensmittel. Nicht nur andere europäische Staaten wie die Niederlande oder Norwegen, in denen die Lebensmittel teuer sind, beweisen das – selbst in Costa Rica sind die Lebensmittel deutlich teurer als in Deutschland, es sei denn, man kauft ausschließlich Reis und Früchte. Was für die Lebensmittel gilt, gilt für Alkohol in noch viel extremerem Ausmaß. Es ist einfach krank (und zwar krank geil, jedenfalls für arme Student*innen), wie wenig beispielsweise eine Flasche Wein in Deutschland kostet, und wie viel man in anderen Ländern dafür zahlt.

6. Unser Sozialversicherungssystem

Auch in Deutschland sind die Dinge nicht perfekt, was beispielsweise die Krankenversicherungen angeht. Natürlich gibt es auch bei uns Leistungen, die nicht von der Kasse übernommen werden, von denen wir aber der Meinung sind, dass sie selbstverständlich übernommen werden müssten – vor allem, wenn es Dinge sind, die uns selbst, Freund*innen oder unsere Familie betreffen. Aber verglichen mit Ländern wie den USA handelt es sich dabei um Meckern auf sehr hohem Niveau. Ich habe mich vor kurzem mit einer Frau aus Texas unterhalten, deren Mann an einer nicht ungewöhnlichen Krankheit leidet, für deren sehr kostenintensive Behandlung die beiden komplett selbst aufkommen müssen. Das sind Dinge, die in Deutschland nie passieren würden.

7. Die Dinge funktionieren

Egal, wie oft wir uns über die Verspätungen der deutschen Bahn, über das vergleichsweise schlechte Internet in ländlichen Regionen oder über die kalte, steife Mentalität beschweren: Fakt ist, dass die Dinge in Deutschland irgendwie funktionieren. Es gibt sicher vieles, was in der Politik noch falsch läuft – aber man bekommt als durchschnittliche*r Bürger*in wenig davon mit. Alles, was von unmittelbarer Bedeutung für den Alltag ist, den man zu bewältigen hat, funktioniert in Deutschland irgendwie. Und wenn es nicht funktioniert, kommt jemand, um es zu reparieren – anders als in anderen Regionen der Welt, in denen man monatelang auf jemanden warten muss, der dafür sorgt, dass die Klimaanlage wieder anspringt.  

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