Reptilien

Lisa, 24, leidet unter Endometriose, dem „Chamäleon der Gynäkologie“

„Manchmal sind die Schmerzen so stark, dass ich nur noch zusammengekrümmt im Bett liegen kann.“ Klingt erst einmal, wie der monatliche Struggle namens Periode. Die krampfenden Unterleibsschmerzen kennen wir Frauen, diese sind aber im Normalfall nach spätestens zwei Tagen wieder vorbei. Doch was, wenn diese Beschwerden an der Tagesordnung stehen und zum Alltag werden? Lisa ist 24 Jahre alt und hat Endometriose. Das ist eine chronische, schmerzhafte, aber immerhin gutartige Erkrankung. Dabei tritt Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, im Unterleib auf und siedelt sich dort an Eierstöcken, Eileitern, Darm, Blase oder dem Bauchfell an. In Folge dessen bilden sich Zysten, es entstehen Vernarbungen und Verwachsungen. Die Krankheit ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit und wird wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und völlig unterschiedlichen Symptomatik auch als „Chamäleon der Gynäkologie“ bezeichnet. In Deutschland leiden Schätzungen der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. zwei bis sechs Millionen Frauen an Endometriose. Genau wie Lisa, die ZEITjUNG im Interview vom Leben mit permanenten Schmerzen erzählt.

ZEITjUNG: Wann hast du diese starken Unterleibsschmerzen zum ersten Mal bemerkt?

Lisa: Vor genau einem Jahr. Ich hatte damals starke rechtsseitige Unterbauchschmerzen

War dir sofort klar, dass das keine „normalen“ Menstruationsbeschwerden sind?

Ja, denn die Beschwerden kamen bei mir nicht zeitgleich mit meiner Periode. Das hat zwar schon, wie ich jetzt im Nachhinein weiß, einen gewissen Zusammenhang zum Zyklus, aber der war nie so ersichtlich, dass man darauf hätte schließen können.

Was war dein erster Gedanke, was das sein könnte?

Anfangs dachten wir es wäre der Blinddarm, die nächste Vermutung ging dann in Richtung Darm. Es gibt ja zum Beispiel auch Morbus Crohn.

Viele Frauen berichten, dass ihre Beschwerden nicht ernst genommen wurden. War das bei dir auch so?

Ja, es war schwierig. Die beiden Probleme waren: Die Ärzte konnten es nicht zuordnen und auf den bildgebenden Verfahren hat man nichts gesehen. Weder im Ultraschall, noch bei der Magen-Darm-Spiegelung oder im MRT. In manchen Fällen sieht man es im MRT oder Ultraschall. Gerade wenn die Zyste direkt am Eierstock ist, kann der Frauenarzt das meistens auch feststellen. Aber das war bei mir nicht der Fall.

Wie lange hat es gedauert, bis du endlich wusstest, woher die Beschwerden kommen?

Den Verdacht hat der Gastroenterologe nach meiner Magen-Darm-Spiegelung geäußert. Bestätigen kann man das nur durch eine Bauchspiegelung.

Bei wie vielen Ärzten warst du, bis du Klarheit hattest?

Ich war bei sieben Ärzten, der achte Arzt hat es dann herausgefunden. Das ging aber vergleichsweise schnell. Bei manchen Frauen vergehen bis zur Diagnose Jahre.* Bei mir haben sich die Symptome allerdings gesteigert und es sind immer neue hinzugekommen. Da drängt man dann natürlich eher darauf, dass man noch etwas herausfindet.

Wie weit war die Krankheit bei dir schon fortgeschritten?

Es war schon sehr weit ausgedehnt. Bei mir waren die Verwachsungen im Douglasraum, das ist zwischen der Gebärmutter und dem Darm und allgemein kann man sagen, war es sehr breit verteilt auf das Bauchfell, mit dem all unsere Organe überzogen sind.

Du wurdest mittlerweile schon operiert, aber die Krankheit kommt leider immer wieder zurück. Mehr als die Hälfte der operierten Frauen müssen sich innerhalb der nächsten sieben Jahre einem zweiten Eingriff unterziehen. Wie sorgst du vor?

Ich nehme eine speziell für die Behandlung der Endometriose ausgeschriebene Pille. Damit versucht man die Verwachsungen einzudämmen. Es wird vermutet, dass das Blut bei der Menstruation zurück in den Bauchraum fließt und dort die Endometriose verursacht. Deshalb versucht man mithilfe des Präparats, dass die Periode ausbleibt und das Zurückfließen des Blutes verhindert wird. Das funktioniert bei einigen Frauen ziemlich gut, bei anderen kommt es trotzdem wieder.