Frauen auf einer Bank. Bild: Pexels

Höher, schneller, weiter: Warum Erfolg nicht messbar ist

Mich nerven diese Fragen ebenso sehr wie solche Vorträge an Universitäten. Aber warum?

Ganz einfach. Sie vermitteln jungen Menschen das Gefühl, dass beruflicher Erfolg das einzige erstrebenswerte Ziel ist. Wofür studiert man denn, wenn man sich danach nicht in ein Arbeitsverhältnis begibt, welches darauf ausgelegt ist, dass du deine Work-Life-Balance für mindestens zehn Jahre an den Nagel hängst. Es kann doch nicht sein, dass in Gymnasien gelehrt wird, dass gute Noten alles sind und man sich eben „einfach mal reinhängen muss“, wenn man nicht will, dass China uns abhängt. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber als 15-Jährige war es mir herzlich egal, was man so an Chinas Schulen treibt. Aber hey, genieße deine Jugend, sie ist die beste Zeit deines Lebens!

Unsere westliche Gesellschaft LIEBT die Arbeit

Wenn wir gefragt werden, was wir so machen, dann antworten wir meist mit unserem Beruf, anstatt zu sagen, wen wir lieben oder was wir gerne tun. Das liegt zum einen ganz klar an der Erwartungshaltung, mit der wir sozialisiert werden, zum anderen aber auch an unserer Geschichte. Das merkt man schon an den meisten Nachnamen. Müller, Fischer und Bäcker sind da nur drei Beispiele. Darüber hinaus haben sich Nutzen und Bezahlung von Arbeit völlig entkoppelt. Früher arbeitete man, bis man genug Einkommen generiert hatte, dann war man fertig. Heute arbeitet man ca. acht Stunden täglich, egal was ansteht. Das führt bei den einen zum Boreout, bei den anderen zum Burnout. Nach dem Sinn fragt man da wohl besser nicht.

Egal, kommen wir zurück zu meinem Ausgangs-Dilemma. Ich frage mich einfach, warum wir den Wert eines Menschen so sehr an seinem beruflichen Erfolg bemessen, anstatt zum Beispiel daran, was er für die Gesellschaft tut. Ist eine liebevolle Mutter nicht erfolgreich? Und was ist mit einem kompetenten Sozialarbeiter oder dem engagierten Trainer einer Jugendmannschaft? Ja, diese Menschen verdienen nicht so viel, aber haben sie deswegen „weniger aus sich gemacht“?