hund torte traurig

Frei von allem: Wie gesund ist Verzicht?

Vegan, glutenfrei, zuckerfrei, fettarm, ohne Glutamat: Manchmal ist es ganz schön kompliziert, in einer Gruppe auswärts essen zu gehen. Natürlich kann niemand etwas für seine Nahrungsmittelunverträglichkeiten, aber oft hat man den Eindruck, dass wir Menschen immer komplizierter werden, und sowohl freiwillig als auch unfreiwillig auf immer mehr Zutaten verzichten. Medien gestalten die Sache auch nicht gerade leichter: heute wird Gluten verteufelt, morgen in den Himmel gelobt. Und wir wissen am Ende nicht mehr, was wir essen sollen. Ein Gespräch mit Ernährungsberaterin Yvonne Braun schaffte in einigen Bereichen rund ums Thema Ernährung Klarheit – vor allem zum leidigen Thema Glutamat.

 

ZEITjUNG: Warum liegt es plötzlich im Trend, auf Dinge zu verzichten?
Yvonne Braun: Hinter jedem Trend verbirgt sich ein Gesundheitsversprechen. Daher springen viele auf diesen Zug auf. Dieses Gesundheitsversprechen wird vor allem bei dem „frei von“ Trend, der sich durch das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel auszeichnet, sehr in den Fokus gestellt. „Verbanne Zucker aus Deiner täglichen Ernährung und Du wirst Dich gesünder, fitter, leistungsfähiger fühlen.“ Zucker kann in dem Satz leicht durch Laktose, Fruktose, Gluten etc. ersetzt werden. Da kennt die Fantasie keine Grenzen. Die meisten Menschen sehen eine gute Gesundheit als ein Lebensziel an. Gleichzeitig sind aber schon Kinder in der heutigen Zeit deutlich gestresster als früher. Die Folgen von Stress spürt man auch körperlich: Unwohlsein, Bauchschmerzen, Magen-Darm-Probleme, etc. Es ist einfacher, die Ernährung umzustellen, als das Stresslevel zu verringern.
Gleichzeitig war es noch nie so einfach, „frei von“ zu leben: die Nahrungsmittelindustrie hat sich diesem Trend sehr gut angepasst und heutzutage sind fast alle Produkte als „frei von diversen Zutaten“ gekennzeichnet. Es werden sogar Lebensmittel, die von Natur aus frei von Laktose sind extra als laktosefrei gekennzeichnet.

 

Welche Rolle spielen Ernährungstrends in unserem Leben?
Du bist, was Du isst. Genau diese Aussage sorgt für die Entstehung und den großen Erfolg von Ernährungstrends. Sie sprechen die Menschen an, man hat das Gefühl „dabei“ zu sein. Ein gutes Gefühl in einer Gesellschaft, in der es immer mehr Single-Haushalte gibt. Gleichzeitig bietet diese Identifikation mit einem bestimmten Ernährungstrend Orientierung im Alltag und hilft sogar beim täglichen Einkauf.
Die Auswahl an Lebensmitteln in den Supermärkten wächst stetig. Niemandem fällt es leicht, in einem ständig wachsenden Angebot noch den Überblick zu behalten. Das Gefühl, auch nach längerem Vergleichen von 10 nahezu identischen Lebensmitteln die richtige Wahl getroffen zu haben, bleibt oft aus. Es erleichtert und beschleunigt den Einkauf deutlich, wenn wir uns an bestimmte Vorgaben halten können. Genau diese geben uns die unterschiedlichen Ernährungstrends.