Esther Graf: „Mit dir schlafen“ und Liebe in der Musik

ZEITjUNG: Als ich dich zum ersten Mal gehört habe, ist mir aufgefallen, dass euer beider Musik auf dem ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnte – Alligatoah inszeniert sich ja gerne als „Märchenerzähler des Raps“ und verrät möglichst wenig (offen) persönliches. Deine Texte sind da schon sehr viel persönlicher. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine gemeinsame Single zu machen?

Esther Graf: Ey, das war echt verrückt! Er hat mir einfach geschrieben und ich bin erst mal aus allen Wolken gefallen: „Was, Alligatoah will mit mir ein Feature machen?“ Und ich dachte mir, er ist bestimmt über den Song, den ich mit Olexesh gemacht habe, auf mich gestoßen. Aber tatsächlich hat er einfach ein Akustik-Video von mir auf YouTube gesehen und hat sich gedacht: „Krasse Stimme, mit der will ich mal was machen“. Und ich bin ja auch ein Fan – wie viel Alligatoah wir in unserer Schulzeit gehört haben, kann man sich kaum vorstellen. Deswegen fand ich es auch voll krass, dass von ihm jetzt ’ne Anfrage kommt und dass er Bock hat, was mit mir zu machen.

Er hat gesagt, dass er da was hat, wo er unbedingt eine Frauenstimme braucht, weil es für die Message wichtig ist. Er schickt’s mir einfach und ich soll dann sagen, ob ich mich damit wohlfühle und ob ich Bock darauf habe. Ich liebe ja Popmusik und beim Hören des Songs hatte ich so richtige „Willst du“-Vibes – so ein sommerlich-poppiges Gefühl. Ich hab am Anfang wegen des Inhalts etwas hin und her überlegt, weil ich aus einem eher konservativen Umfeld komme, aber es natürlich ein Thema ist, was mich und die ganze Musikindustrie im Moment sehr beschäftigt. Am Ende habe ich es für mich gemacht, denn wenn ich es nur für mich entscheiden würde – dann stünde ich da voll dahinter. Es war auch auf persönlicher Ebene ein großer Schritt: Zum einen das Feature mit Alligatoah, zum anderen aber auch öffentlich über sowas zu singen.

Ich war auch ein bisschen skeptisch, bei einem Song mitzumachen, bei dem ich selbst nicht mitgeschrieben habe, weil mir das sonst super wichtig ist – hier war es aber einfach ein Song von ihm mit einer geilen Geschichte und ich freue mich echt, ein Teil davon zu sein.