Alphabet

Deutschland bekommt einen neuen (Groẞ)-Buchstaben!

„SCHEISSE!“ Wenn man mal so richtig wütend war und das seinen Freunden via WhatsApp, Telegram und Co. mitteilen wollte, machte man bisher unweigerlich einen Rechtschreibfehler, denn das scharfe „S“ gab es unlogischerweise nur als Kleinbuchstaben im Alphabet. Da es im deutschen Sprachgebrauch jedoch so einige Worte und Nachnamen mit „ß“ gibt, die manchmal auch GROẞ geschrieben werden müssen, kommt jetzt ein neuer Großbuchstabe zum deutschen Alphabet hinzu. Das große Eszett sieht aus wie ein Mittelding zwischen dem kleingeschriebenen ß und einem großgeschriebenen B und zwar in etwa so: ẞ.

 

Schimpfwort-Dilemma

 

Abgesehen von dem eben beschriebenen Schimpfwort-Dilemma macht die neue Rechtschreibregelung vor allem für die korrekte Schreibung von Eigennamen in Pässen und Ausweisen Sinn, teilte der Rat für deutsche Rechtschreibung in Mannheim am Donnerstag mit. Der neue Buchstabe wird zunächst nicht einfach so zu tippen sein, da er auf herkömmlichen Tastaturen kaum verfügbar ist. Das große Eszett ist jedoch schon seit 2008 offiziell als Schriftzeichen anerkannt und besitzt einen eigenen Unicode. Worte wie „SCHEIẞE!“ oder „STRAẞE“ oder Nachnamen wie „RÖẞLER“ können nun endlich offiziell richtig geschrieben werden. Noch vor einigen Jahren wurde ein entsprechender Antrag für den neuen Buchstaben abgewiesen.

 

Der Deutsche, das Gewohnheitstier

 

Ein weiterer Grund für den Einzug des großen scharfen „S“ ist die zunehmende Verwendung von Großbuchstaben in der Werbebranche und in Kapitelüberschriften von Büchern. Die Einführung des großen Eszett ermöglicht in solchen Fällen ein optisch einheitliches Schriftbild. Doch da wir Deutschen ja die größten Gewohnheitstiere ever sind: die Ersatzschreibweise mit Doppel-S oder ß ist natürlich auch noch weiterhin zulässig. In der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein gibt es das ß übrigens gar nicht.

 

Hier erklären wir dir, warum Rechtschreibung verdammt sexy ist!

 

Der Mannheimer Rechtschreibe-Rat entschied außerdem über die amtliche Zulassung der Großschreibung des jeweiligen Adjektivs in Fällen wie „Goldene Hochzeit“ und „Neues Jahr“ (haben wir das nicht alle schon immer groß geschrieben?). Zudem wurden einzelne Wortschreibungen an den verbreiteten Schreibgebrauch angepasst, künftig fallen somit die Schreibweisen der Worte „Ketschup“, „Grislibär“ (amtlich erlaubt ist nur noch Grizzlybär), „Joga“ (nur noch: Yoga), „Komplice“ (Komplize), „Roulett“ (Roulette), „Varietee“ (Varieté), „Wandalismus“ (Vandalismus) weg. Da ohnehin niemals jemand diese Schreibweisen genutzt hat, werden wir keinen signifikanten Unterschied in unserem Rechtschreibverhalten merken.

 

Grammar-Nazis durch und durch

 

Wenn ihr auch waschechte Grammar-Nazis werden wollt oder zukünftige Deutschlehrer seid, hier nochmal alle Neuerung des Mannheimer Rats. Da wir in Deutschland offenbar keine wichtigeren Probleme haben, wurde nach der Einführung der Rechtschreibreform von 1996 lang und ausschweifend debattiert. Die richtige Schreibweise von sehr wichtigen und täglich gebrauchten Worten wie „Delfin“ oder „Delphin“, „Schifffahrt“ oder“ Schiffahrt“ und „Fluss“ oder „Fluß“ brachte die deutschen Bürger um ihren Schlaf. Aufgrund dessen wurde der Rechtschreibrat eingesetzt: er sollte Kompromisslösungen für die scheinbar unlösbaren Sprachprobleme finden und für den „Sprachfrieden“ sorgen. Na, Hauptsache wir können „SCHEIẞE!“ nun endlich richtig schreiben.

 

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