Fake News auf TikTok und Co.: So hilft ein Projekt Jugendlichen dabei, sie zu erkennen
Medienkompetenz heißt nicht nur, nicht auf jedes „Heiße Single-Frauen in deiner Nähe“-Banner zu klicken, das auf deinem Bildschirm aufploppt: Fake News sind im Internet und auf Social Media ein echtes Problem und sie sind nicht immer leicht zu erkennen – auch nicht für junge Leute, für die das Internet eine zweite Heimat ist. Daher hat die Initiative „#UseTheNews“ das Bildungsprojekt „Jahr der Nachricht“ ins Leben gerufen.
Ziel dieser Veranstaltung war es, jungen Menschen die Bedeutung von Pressefreiheit, die Arbeit von Journalist*innen und das Erkennen von Fake News nahezulegen – der 16-jährige Jan ist einer von ihnen. Gegenüber der Tagesschau erklärt er, was ihn am Projekt in Berlin begeistert hat. „Ich fand es klasse, dass man mal rauskommt aus dem Unterricht. Ich bin so der Typ, der eher praktisch lernt, als die ganze Zeit am Pult zu sitzen. Das war wichtig und hat Spaß gemacht“, erklärt Jan.
Besonders das Thema Fake News fand bei ihm Anklang. Als TikTok-Nutzer begegnen ihm häufiger zweifelhafte Inhalte, vor denen er sich nun besser gewappnet fühlt. „Ich schaue jetzt genauer hin, auch weil ich keine Lust habe, auf den Arm genommen zu werden“, sagt er.
Praktische Erfahrung statt langweiliger Vorträge
Gegründet wurde die Initiative „#UseTheNews“ im Jahr 2020. Sie verfolgt das Ziel, die Nachrichtenkompetenz junger Menschen zu stärken. Unterstützt wird sie dabei von Partnern wie der Deutschen Presse-Agentur (dpa), öffentlich-rechtlichen Sendern und Verlagshäusern wie dem Spiegel. Geschäftsführer Meinolf Ellers sieht in der Kampagne einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung.
Nachrichten- und Informationskompetenz ist gleich Demokratiekompetenz.
Meinolf Ellers
Ursprünglich waren nur 16 Newscamps geplant. Das Interesse war jedoch so groß, dass es am Ende fast dreimal so viele wurden – 43 an der Zahl. Diese wurden auch von über 4.000 Jugendlichen besucht. Der Erfolg liegt laut Ellers darin, Jugendliche außerhalb des Klassenzimmers in die Welt des Journalismus eintauchen zu lassen. Kommen die Jugendlichen außerhalb der Schule spielerisch mit den Themen Journalismus und Nachrichten in Kontakt, hätten sie richtig Bock drauf, fasst er zusammen.
Wie Journalismus auf Social Media Fuß fassen will
Ein Schwerpunkt des Projekts war der Umgang mit sozialen Medien. Medienwissenschaftlerin Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung erklärt, dass Jugendliche in den sozialen Netzwerken wie TikTok oder Instagram vor allem eines suchen: Unterhaltung. Um Interesse für Themen wie Politik zu wecken, müssten Inhalte daher alltagsnah und relevant aufbereitet werden. Zudem müssten sie auf die Plattform abgestimmt sein: Auf TikTok, wo alles über Kurzvideos läuft, muss man Leute bereits innerhalb weniger Sekunden überzeugen. Diese Mechanismen zu durchschauen, war ein zentraler Punkt der Workshops.
Im Rahmen des Projekts arbeiteten auch junge Journalist*innen und Social-Media-Expert*innen daran, Nachrichten jugendgerecht zu erzählen. So entwickelten sie am „Social News Desk“ täglich Inhalte für Plattformen wie TikTok und Instagram. Dabei haben sie auch die Tagesschau in Hamburg besucht, wo die Nachwuchsjournalist*innen Einblicke in das ARD-Netzwerk erhielten und sich mit erfahrenen Kolleg*innen austauschen konnten. Gleichzeitig habe man von den jungen Content-Creator*innen gelernt, wie Inhalte noch stärker auf die Zielgruppe zugeschnitten werden können.
Weitere Praxisangebote für Schulen geplant
Für die kommenden Jahre plant „#UseTheNews“ weitere Newscamps und Modellprojekte an Schulen. Dabei sollen Jugendliche Themen in ihrem Umfeld recherchieren und ihre Ergebnisse in die sozialen Medien einbringen. Bis zum Jahr 2030 sollen alle Schüler*innen ein Unterrichtsangebot zur Nachrichtenkompetenz bekommen.
Lehrer wie Ronald Klein sehen die praxisorientierte Herangehensweise positiv. Er war mit seinen Elftklässlern in Berlin dabei und betont, wie wichtig es ist, dass Jugendliche selbst journalistisch arbeiten. „Wir lernen ja nur über die Praxis. Einfach nur rezeptiv News zu analysieren und darüber zu sprechen, das ist weniger interessant, als das wirklich selbst zu erproben“, findet er. Seine Schule arbeitet bereits mit der Berliner Morgenpost zusammen, was weitere Projekte erleichtern dürfte.
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Bild: Pexels, CC0-Lizenz