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„Fast Erwachsen“: Zwischen Kinderzimmer und Nachtleben

ZEITjUNG: Das ist sehr interessant. Wer hätte hinter dem Cartoon schon eine Anime-Inspiration vermutet. War es immer schon dein Traum Zeichentrickserien zu produzieren?

Corbin : Oh ja, ich habe Animationsfilme schon seit meiner Kindheit geliebt. Auch wenn ich damals nicht wirklich verstanden habe, wie das alles funktioniert, habe ich Zeichentrickfilme schon immer sehr gemocht. Jedoch habe ich vor der Highschool nicht als Berufsmöglichkeit darüber nachgedacht. Zu dieser Zeit habe ich mich dann mit Comicbüchern und Kinderbuchillustrationen und somit auch mit dem Aspekt des Story-Tellings (was ich an der kreativen Arbeit auch besonders mag) beschäftigt. Ich liebe es, wie die Animation dazu fähig ist, all diese wunderbaren Kunstformen in einem Medienformat zusammenzubringen. Also habe ich während meiner Highschool-Zeit beschlossen, diesen Karriereweg zu verfolgen. 

ZEITjUNG: Gibt es eine häufige Frage, die dir in Bezug auf deine Arbeit häufig gestellt wird und die dich vielleicht auch schon ein bisschen nervt?

Corbin : Das ist eine interessante Frage und ja, da gibt es tatsächlich eine. Ich würde nicht sagen, dass es eine nervige Frage ist, aber dafür eine umso wichtigere. Ich werde oft gefragt, wie es sich anfühlt, als schwarze Frau in der Animationsindustrie zu arbeiten und diese Frage sollte gestellt werden. Auch wenn es für mich ein bisschen unterhaltsam ist. Ich wache am Morgen ja schließlich nicht auf und frage mich: „Wie animiere ich, als schwarze Frau“, sondern ich mache einfach nur mein Ding. Meine Erfahrungen prägen die Person, die ich bin und beeinflussen damit auch die Charaktere und Welten, die ich erschaffe, aber ich denke beim Animieren vor allem darüber nach, welche Geschichten ich erzählen will und konzentriere mich darauf, was in meinem Kopf gerade passiert. So gehe ich an meine Arbeit heran. 

ZEITjUNG: Machen soziale und gesellschaftliche Themen und Problemstellungen einen großen Aspekt deiner Arbeit aus? 

Corbin : Soziale und gesellschaftliche Problemstellungen betreffen mich persönlich und daher glaube ich schon, dass sie auch meine Arbeit beeinflussen. Aber ich konzentriere mich hauptsächlich darauf, welche Geschichten ich erzählen will und was mich gerade beschäftigt. Wenn mir also im Moment gerade die Auseinandersetzung mit diesen Schwierigkeiten durch den Kopf geht, dann sicherlich. Aber ich schätze mal, ich will hauptsächlich die Geschichten produzieren, die ich als Kind immer hören wollte. Ich glaube, das ist die größte Motivation für meine Arbeit und bewegt mich mehr als alles andere. Vor allem was meine Protagonisten betrifft. Ich will, dass meine Charaktere auf dem Bildschirm aussehen wie ich, sodass vielleicht eine zehnjährige Aphton sich das ansehen kann und sich dadurch auch begeistert und inspiriert fühlt. Ich denke, das bewegt mich deutlich mehr.