Joanna Stein Sex Kolumne

Frag Joanna! „Wie bekomme ich meine überbordende Sexualität wieder in den Griff?“

Die Antwort: Das ist eine ganz schön komplizierte Frage… Weil zwar die meisten bestimmt schon über den Begriff „Borderline“ gestolpert sind, aber vielleicht nicht so genau wissen, was damit gemeint ist, will ich meine Antwort an dich mit ein paar kurzen erklärenden Worten beginnen.

Die sogenannte Borderline-Störung ist Teil des größeren Bereiches von Persönlichkeitsstörungen. Menschen, die im Rahmen einer psychiatrischen Diagnostik als BorderlinerIn diagnostiziert werden, leiden in erster Linie unter einer großen Instabilität, die ihre Identität und ihre Stimmung ins Wanken bringt. Als wäre das nicht schon schwierig genug, bestimmt meistens auch ein ständiger Kampf zwischen Nähe und Distanz in zwischenmenschlichen Beziehungen das Leben der Betroffenen. All das führt häufig zu einer starken inneren Anspannung, die über selbstschädigendes Verhalten abgebaut wird. Das äußert sich dann in Selbstverletzung oder impulsivem, riskantem Verhalten, die der Selbstregulation dienen. Hilfreich für den Moment, leider aber eben auch ganz schön gefährlich, insbesondere auch deswegen, weil sich über den Lauf der Zeit auch eine gewisse Toleranz entwickelt. Der zugefügte Schmerz, die riskante Aktion muss immer größer werden, damit sie denselben Erfolg zeigt.

Auch die Lebensbereiche Beziehung und Sexualität sind für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sehr belastend. Die Instabilität in Beziehungen im Allgemeinen, ihre Angst vor dem Verlassenwerden sowie nicht selten traumatische sexuelle Gewalterfahrungen machen ihnen hier das Leben schwer. Die partnerschaftlichen Beziehungen der Betroffenen sind oft intensiv, aber eben auch sehr instabil. Borderline-Persönlichkeiten leben in einem für sie sehr belastenden Dilemma: Einserseits wünschen sie sich innige Nähe und starke Bindungen. Bekommen sie diese jedoch, können sie diese kaum ertragen.